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Heinrich Moriz Freiherr von Berlepsch
(1736-1809)
Heinrich Moriz Freiherr von Berlepsch wurde am 27.8.1736 als 9. Kind (von 10) in Urleben geboren. Sein Vater Erich Volkmar (1707 - 1749) war Kreishauptmann über Thüringen. Mit zwölf Jahren wurde er Vollwaise. Seine weitere Erziehung übernahm sein Onkel, der Premierminister Graf von Brühl. Er war Miterbe von Urleben, das aber nichts abwarf. Die sehr geringen Einnahmen (1950 Taler) reichten nicht aus um wenigstens die vom Vater übernommenen Zinsen zu bezahlen. Er trat 1759 seinen Anteil, einschließlich aller Rechte und Pflichten, an seinen älteren Bruder gegen 500 Taler jährlich ab, die er aber nie bekommen konnte.
Er war Mitglied der sächsischen Ritterschaft und Inhaber mehrerer Hofämter. * * * Rödigen Urkunde (Revers) ausgestellt in der Ballei Zwätzen 1764. Die Urkunde wurde von Schülern bzw. Kollegiaten des Thüringenkollegs Weimar in einer abgestellten Kiste gefunden. Heinrich Moriz bestätigt (Revers = RückSchrift = Antwort), dass die freiwilligen Helfer frei bleiben und er sie nicht "leibeigenschaftlich" vereinnahmen wird. Das war den Helfern (Bauern) wohl sehr wichtig und eine Bedingung. Er war zudem Kraft seiner Position zugleich auch Notar. Wortlaut des Revers.
Nachdem sich die Unterthanen zu Rödigen in Unabhängigkeit,
erkläret, bei dem
vorhabenden Bau hiesiger Commende
Gebäude einige Tage freywillige
Frohn Dienste sowohl mit der Hand
als dem Geschirr zu
leisten; Also versichere ich nicht allein
hierdurch denen selben mit gnädiger Gewogenheit dieser Unabhängigkeits
Bezeugung zu
vergelten, sondern auch
aus dieser freywillig Frohn
keine fernere Folge zu ziehen oder solche von
einem Actum
possessorium vor
hiesiger Balley künftighin
anzuführen als weshalb ich diesen Revers unter Vordrückung
(Siegelung)
unseres angebohrenen
Innsiegels (amtliches Kanzleisiegel) eigenhändig unterschrieben,
von mir gestellet habe.
Gegeben aus dem Ordens Hauße zu Zwäzen.
1809 wurde der Deutsche Orden durch Napoleon I. aufgelöst. Die Ordensgüter der Ballei Hessen wurden vom Landgrafen eingezogen. Eine Ausnahme gab es. Dem Landkomtur von Berlepsch wurde die Zwätzener und Liebstedter Komturei bis an sein Lebensende überlassen. Heinrich Moriz Freiherr von Berlepsch war damit deren letzter Komtur. Er starb am 3.Dezember 1809 unverheiratet und wurde in der Zwätzener Kirche beigesetzt, wo sich auch ein kleines Epitaph zu seinem Gedenken befindet.
Heinrich Moriz war der letzte seines Stammes (Philipp'sche von Berlepsch Linie). Gottern fiel nach ihm an die Linie von Berlepsch Seebach. Das Sachsengrab bei Jena-Zwätzen.
Foto 1809: Archiv Kulturlandschaft Zwätzen e. V. Das Denkmal befindet sich am südlichen Ende des ehemaligen Parks der Komturei. Schilderung
der Kampfhandlungen bei Jena und Auerstedt (siehe Anlage). In
Jena-Zwätzen, südlich der Kirche, befindet sich, umgeben von lichtem Gehölz,
in einer Nische hinter einer Eiseneinzäunung ein Denkmal. Unter dem mit
einem Helm der sächsischen Chevauxlegers (leichte Reiter) gezierten
Steinplatte stehen folgende Worte: XXXXVI
Sachsen Welche
historischen Aussagen verbergen sich hinter dieser Inschrift? Heinrich
Moriz Freiherr von Berlepsch, des ,,hohen teutschen Ordens Ritter“,
Land Comthur Balley Thüringen,
Comthur von Griefstedt, Herr auf Groß- und Klein-Uhrleben, war der letzte
Komtur des deutschen Ritterordens in Thüringen. Dieser Ritterorden wurde
1190 gegründet. Weltliche Ritter und geistliche Brüder bildeten damals
einen Konvent. Seine Aufgaben bestanden zunächst in der Krankenpflege und
im Waffendienst im Operationsgebiet der Kreuzfahrer. Später
wurde Deutschland in zwölf Ritterordensbezirke eingeteilt und straff
zentralistisch verwaltet. Für jeden Bezirk gab es einen Leiter, den
Komtur. Der Landkomtur von Thüringen hatte seinen Sitz in Zwätzen und
wird bereits 1250 urkundlich erwähnt. Einst mächtig, schwand die
Herrschaft des Deutschordens im Laufe der Jahrhunderte. Als
es in den Morgenstunden des 14. Oktober 18O6 zu einem Gefecht bei Rödigen
(3 km nördlich von Zwätzen) zwischen den französischen Truppen unter Marschall Soult und den preußisch-sächsischen
unter General Holtzendorff kam, ließ der Herr von Berlepsch in Zwätzen,
das damals zu Kursachsen gehörte, für die im Kampf verwundeten sächsischen
Soldaten ein Lazarett einrichten.
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Verwundete, die trotz der Hilfe starben, wurden im Zwätzener Wäldchen
begraben. Hier nun ließ der Landkomtur einen Gedenkstein setzen. Der
Komtur, 1736 in Urleben bei Bad Langensalza geboren, wurde mit zwölf
Jahren Vollwaise. Seine weitere Erziehung übernahm sein Onkel, der
Premierminister Graf von Brühl. Menschen zu lieben und ihnen wohlzutun
war seine Religion, die er in seinem Amt bis zum dreiundsiebzigsten Jahr
ausübte. 1809 löste Napoleon die noch bestehenden Güter der
Landkomtureien auf und übergab sie dem jeweiligen Landesherren zur
Nutzung. Eine Ausnahme gab es. Dem Landkomtur von Berlepsch wurde die Zwätzener
und Liebstedter Komturei bis an sein Lebensende überlassen. Wenige Monate
später jedoch verstarb er und wurde in der Zwätzener Kirche beigesetzt. Die Kirche in Klein-Urleben. 1801 hat Heinrich Moriz Freiherr von Berlepsch die Kirche in Klein-Urleben und das darin befindliche Epitaph seiner UrUrUrGroßeltern Erich Volkmar (1525 - 1589) und Lucretia, geb. von Schleinitz (1542 -1600) renovieren lassen. Die Ausstattung der renovierten Kirche hat große Ähnlichkeiten mit der alten Komturei-Kirche in Zwätzen. 1996 bis 2002 wurde das Epitaph mit Mitteln der Fachhochschule Erfurt im Rahmen einer Diplom-Arbeit naturwissenschaftlich untersucht und konserviert. Die Kirche präsentiert sich noch heute in einem guten Zustand.
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Anmerkungen: Die "wundersame Begebenheit" in der Bergkirche von Urleben. Im Hessischen Staatsarchiv Marburg befindet sich im Bestand "340 von Berlepsch" ein Schriftstück Nr.123, welches davon berichtet, daß sich während der Ostermesse 1708 die Beine Christi auf dem Altar stehenden Bildes Christi bewegt haben. Außerdem befindet sich in diesem Bestand ein Schriftstück Nr.23 "Neubesetzung des Pfarramtes und der Schulstelle zu Urleben 1809". * * * In dem Buch "Geschichte der Deutsch Ordens Commende Griefstedt" von J.G.L. Anderson, 1866, sind mehrere Seiten Heinrich Moriz Freiherr von Berlepsch gewidmet. Im Jahre 2011 hat Dr. Thomas Pester (Jena) ein Buch herausgegeben "Zwätzener Almanach - Geschichte und Geschichten, Bilder und Dokumente aus alten und neuen Tagen", 191Seiten. Im Kapitel XII. wird Heinrich Moriz Freiherr von Berlepsch und sein Umfeld anschaulich beschrieben. . |
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