Carl Friedrich Freiherr v.Berlepsch
(1724
- 1790)
Hessischer Staatsminister und Oberjägermeister
für Forsten und Jagd.
der folgende Text ist ein Auszug
aus einem Vortrag von Burkhardt Freiherr v.Berlepsch (1994).
Den vollständigen Vortrag können Sie nachlesen in: "Biographien
bedeutender hessischer Forstleute.", ISBN_3-7939-0780-5 (1990)
Das 18.Jahrhundert sieht den
Aufbruch einer selbstständigen Forstwirtschaft aus der Bevormundung durch die
Jagdverwaltungen der deutschen Fürstenhöfe. Stetiger Bevölkerungszuwachs
verbunden mit gleichfalls zunehmender Weideviehhaltung, aber auch die
industrielle Entwicklung und schlichte ökonomische Interessen hatten die
Ansprüche des Menschen an den Wald bis hin zur Holznot anwachsen lassen.
Gleichzeitig war der Holzzuwachs durch überzogene Waldweide, Streunutzung und
jagdliche Prioritäten immer weiter zurückgegangen.
Unter dem Zwang dieser
Entwicklung kommt es erstmalig zu Überlegungen wie die Ertragsfähigkeit der
Holzungen durch waldbauliche Verbesserungen zu steigern sei. Der Begriff der
"forstlichen Nachhaltigkeit" entsteht.
Aus dem adeligen Jägertum
stammende, meist an leitender Stelle der höfischen Jagdverwaltungen stehende
Persönlichkeiten mit forstlicher Erfahrung nehmen sich dieser Frage an. Einer
von Ihnen in hessischen Landen ist Carl Friedrich von Berlepsch.
Als 2. von 4 Geschwister
wächst Carl Friedrich im elterlichen Betrieb Schloß Berlepsch bei Witzenhausen
auf. Seine schulische Ausbildung erhält er, wie damals üblich, durch
Privatunterricht und dann auf mehreren hohen Schulen. Seine Zeitgenossen
bestätigen dem aufgeweckten und intelligenten Jungen umfassende Bildung. Ob
vielleicht auch seine zeitlebens geübte, in den Familienannalen eigens
hervorgehobene alkoholische Abstinenz dazu beigetragen hat, ist nicht
überliefert.
Als Zweitgeborener war ihm die
Übernahme des elterlichen Betriebes verwehrt. Er entschloß sich für die
höhere Beamtenlaufbahn. Nach einer Forst- und Jagdlehre in Helsa wurde er
bereits mit 23 Jahren Forstmeister in Ziegenhain und 2 Jahre danach
Oberforstmeister mehrerer großer Forstämter. Weitere Forstämter wurden ihm
bald unterstellt bis er anschließend an den Fürstlichen Hof nach Kassel als
Hofjägermeister berufen wurde.
1761 gab er die ersten
waldbautechnischen Leitlinien unter dem Titel "Entwurf eines Unterrichts von
den nöthigsten Stücken bey der Forstwissenschaft für Forstbedienstete
überhaupt, besonders aber für Förster der Fürstl.Heßen-Caßelischen
Lande" heraus, ein "Leitfaden für Hieb und Kultur" in 24
Abschnitten, dem später viele weitere Veröffentlichungen folgten. Darin
schreibt er "Das Nadel-Holtz ist zwar zum Bauen und vielen anderen Sachen
sehr gut zu gebrauchen, gleich wohl aber dem Laub-Holtz in Ansehen und Nutzen
auf keine Weise zu vergleichen, denn vorerst fallen die Einkünfte von der Mast
(Eicheln, Bucheckern, Nüße usw.) in solchen Waldungen weg, für das Zweyte so ist es diesem so wenig im Brennen,
als auch, wie Berge- und Hüttenleuthe am besten wißen, deßen Kohle, der von
hartem Laub-Holtze gleich zu schätzen; drittens ist die Hüde (Viehhüten) nach welcher der
gemeine Mann doch aller Orthen so sehr schreyet, daselbst auch nicht so gut als
in den Laub-Waldungen ........ ". Mit seiner Empfehlung den Altbestand zum
Schutze des Jungwuchses in der ersten Verjüngungsphase nur sehr behutsam
auszulichten, zählt von Berlepsch zu den frühen Vertretern des sogenannten
Dunkelschlages. Der Leitfaden gibt Richtlinien für die Auswahl von Baumarten,
Exposition, Bodenzustand und Nährstoffversorgung, sowie Anleitungen zum
Pflanzen, zum Holzeinschlag und sparsamen Verbrauch von Brennholz.
Der Ruf von Berlepsch's als
hervorragender Forstmann hatte sich herumgesprochen, als ihn der Regent der Erbprinz
Wilhelm 1766 zum geheimen Rat ernannte, 1775 auch zum Oberjägermeister
mit der Leitung des Jagd- und Forstwesens und 1785 zusätzlich zum Geheimen
Etatminister. In der von Franz Ludwig von Cancrin 1787 verfaßten
"Geschichte der Bergwerke in und um die Grafschaft Hanau" ist auf
Seite 36 zu lesen: "Außerdem bringt aber auch der in dem Forstwesen so
vorzüglich gründliche als erfahrene Herr Geheimrath und Oberjägermeister von
Berlepsch, ein so redlicher als edler Menschenfreund, die Amtsbieberer
Forsten zu dem fürtreflichsten Holzbestand ....".
Unsere Anforderungen an Wald
und Holz haben sich gewandelt. Die politische Entwicklung, neue waldbauliche
Erkenntnisse, eine andere Verwaltungsstruktur und - nicht zuletzt - das kurze
menschliche Gedächtnis haben die Erinnerung an Carl Friedrich von Berlepsch in
den Hintergrund gedrängt. Geblieben ist die forstwirtschaftliche Bedeutung
eines fähigen Forstmannes, der sich in über 40-jähriger leitender Tätigkeit
um den kurhessischen Wald verdient gemacht hat.
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