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Erich Volkmar von Berlepsch (1525 - 1589) Statthalter über Thüringen,
Oberhofrichter zu Leipzig,
Erich Volkmar wurde am 6.Januar 1525 als Sohn des Hans Erich von Berlepsch zu Urleben in Langensalza in Schloss Dryburg geboren und von Herzog Erich von Braunschweig zur Taufe getragen. Als im Frühjahr desselben Jahres der Bauernaufstand losbrach, geriet sein junges Leben in große Gefahr; die Rotten, welche das Schloss erstürmten, waren schon im Begriff den Säugling zum Fenster hinaus zu stürzen, als dessen Amme sich dazwischen warf und, ihn als ihr eigenes Kind bezeichnend, flehentlich um dessen Schonung bat; so wurde er erhalten. In seinem 6.Lebensjahre gab ihn sein Vater, nach damaliger Sitte nach Schleusingen, um ihn mit den Kindern des Grafen von Henneberg erziehen zu lassen. Hier blieb er bis in sein 13. Jahr, wo ihn der Vater wieder zu sich nahm und ihn nachher, 14 Jahre alt, zur Universität nach Marburg schickte. Als er diese 1543 verließ, ging er nach Leipzig und studierte auch dort noch 5 Jahre. So durch 9 jähriges Studium vorbereitet, trat er, nachdem inzwischen sein Vater gestorben, dem damaligen Brauch folgend, eine Reise ins Ausland an, theils noch um auswärtige Universitäten zu besuchen, theils um durch Schauen fremder Länder seine Ausbildung zu vollenden. Zuerst besuchte er Italien und setzte dort seine Studien fort; von da bereiste er aber auch noch Frankreich, Spanien und England. Am längsten scheint er in Frankreich verweilt zu haben, denn als er heimkehrte war er der französischen Sprache so vollständig mächtig, daß auch der schriftliche Ausdruck ihm leicht wurde. Diese Rückkehr erfolgte nach etwa 2 Jahren und gleich nach derselben, trat er 1550 als Rath in die Dienste des Herzogs Moritz von Sachsen. Seine (Jahres-) Besoldung als solcher Betrug 139 Gulden (Anmerkung: entsprach etwa dem Wert von 139 Hausschweinen). Bald darauf, 1554 wurde er zum Assessor des kaiserlichen Kammergerichts zu Speyer, woselbst er 6 Jahre blieb, und 1561 vom Kurfürsten August zum Hauptmann zu Langensalza, zum Geheimen Rath und zum Assessor am Oberhofgericht zu Leipzig bestallt. Seine Besoldung betrug damals, die Naturalien zu Gelde angeschlagen nahe an 1000 Gulden. Schon 1567 wurde ihm die Oberhauptmannsstelle von Thüringen übertragen, er war sonach zum Statthalter über Thüringen aufgestiegen und die ganze Verwaltung des Landes lag in einer Hand, denn damals kannte man noch keine Trennung der Gewalten und sogar die militärischen Angelegenheiten waren noch mit der bürgerlichen Verwaltung geeinigt. Auch in dieser Stellung, welche ihn zur Haltung von 7 berittenen Knechten verpflichtete, behielt er seinen Sitz in Langensalza. Nachdem er diesem Amte 7 Jahre vorgestanden, ernannte ihn Kurfürst Christian 1574 außerdem noch zum Oberhofrichter zu Leipzig und in beiden Ämtern blieb er bis zu seinem Tode nachdem er drei Kurfürsten gedient. Zeigt sich auch schon in seiner amtlichen Stellung Erich Volkmar als ein Mann von nicht gewöhnlichen Ansehen, so tritt seine wirklich hohe Bedeutung doch erst durch seine Tätigkeit in volles Licht. Er erscheint als Mittelpunkt des politischen Lebens des kursächsischen Hofes. Es findet kein Reichstag, keine Kaiserkrönung statt, wo er nicht als Gesandter erscheint; wir finden ihn mit zahllosen diplomatischen Missionen an auswärtige Höfe betraut und nicht weniger bei allen Verträgen tätig welche Sachsen abschloß. Erich Volkmar hatte auch verschiedene Aufträge in den Angelegenheiten der Anna von Sachsen, der Tochter des Kurfürsten Moritz, welche bekanntlich mit Wilhelm von Oranien sich verehelichte und dann geschieden wurde. Um Erich Volkmars reiche Tätigkeit einigermaßen zu schildern seien die hauptsächlichen Vorgänge, bei denen er erscheint chronologisch aufgezählt und ersehen daraus, daß er beinahe fortwährend unterwegs war; es mag daher vollständig der Wahrheit entsprechen, wenn man von ihm erzählt, daß er während seiner 27 jährigen Ehe (die kinderlos blieb) nur 11 Jahre im Kreise seiner Familie verlebt habe.
Erich Volkmar war ein streng kirchlicher Mann. Mit Ernst hielt er ebenso auf sittliche Ordnung als auch auf fleißigen Kirchenbesuch. Wo es daran mangelte griff er nicht selten unmittelbar ein. Sah er während des Gottesdienstes Leute schlafen, sendete er einen Diener hin um sie zu wecken. Er selbst las allmorgendlich einige Kapitel in seiner französischen oder lateinischen Bibel. Er nahm regen Teil an dem damaligen wissenschaftlichen Leben und seine Zeitgenossen gedenken rührend seiner reichen Bibliothek, welche nach seinem Tode sein Neffe Wilhelm nach Roßla bringen ließ. Er hatte mit Nachbarn und umliegenden Städten ein gutes Verhältnis, nahm viele vor Bedrohung in Schutz und half jedem in Großem und in Kleinem mit Rat und Tat. Er war nach dem Tode seines Bruders Thilo und nach dessen Begräbnis tief ergriffen nach Urleben zurückgekehrt. Am Sterbelager war er in die Worte ausgebrochen: "Lieber Bruder, ich habe Dich nicht verloren, ich will Dir bald nachfolgen und bei Dir sein." Nach seiner Heimkehr fühlte er sich unwohl. Er mußte die folgenden Tage abwechselnd das Bett hüten. Am 22. mußte er liegen bleiben. Seine Klage war er sei müde und matt. Man holte einen zweiten Arzt aus Erfurt. Jedoch die menschliche Kunst war hier zu Ende. Am Dienstag den 26.August 1589 nachmittags gegen 3 Uhr entschlummerte er, noch nicht 65 Jahre alt. Acht Leichpredigten, gehalten bey der christlichen Begräbnis und Abschied des Erich Volckmars von Berlepsch, 26. August 1589, und weitere Dokumente werden zum Beispiel in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel aufbewahrt. |
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