Erläuterung der Wappenteile

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Eitel von Berlepsch (1539 - 1602)

Ein Schüler Melanchthons, Kommandant der Festung Ziegenhain.

Der folgende Text ist ein Auszug aus dem Schwälmer Jahrbuch 2000. Die vollständige Veröffentlichung, mit Bildern, Quellen- und Literaturangaben, kann bezogen werden bei:
Schwälmer Heimatbund e.V., Paradeplatz 1, D-34613 Schwalmstadt-Ziegenhain.

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Um Ostern 1580 wurde Eitel von Berlepsch Hauptmann der Festung und Grafschaft von Ziegenhain. Er nahm dieses Amt wahr bis zu seinem Tode am 22. August 1602 und wurde in der gotischen Vorgängerkirche der heutigen Stadtkirche am 28. August 1602 beigesetzt. Er war der dritte Festungskommandant nach Heinz von Lüder und war bereits befördert zum Erbkämmerer. Geheiratet hatte er die Hofjungfrau Anna Senfftin 1573. Besonders bemerkenswert an seinem Leben ist sein Studiengang, der ihn von Marburg nach Leipzig und dann nach Wittenberg führte. Philipp Melanchthon hat ihn dort nachhaltig geprägt, wie wir aus seiner Würdigung erfahren werden.

Aber auch der militärische und landespolitische Lebensweg ist farbig: 1566 Teilnahme am Türkenkrieg in Ungarn, 1567 im Feldlager vor Gotha, 1568 Hofrath und Diener in der Kanzlei zu Cassel und von 1576 an Kammermeister. Nach Landgräflichem Hessischem Testamente hat ihm Landgraf Wilhelm 2000 Florin (Gulden) vermacht und bestätigt damit Verdienst und Treue dieses Kommandanten.

Im Stammbuch oder Chronick des Uhralten Adelichen und Gedenckwirdigen Geschlechts, der von Berlebsch. Ordentlich zusammengebracht und Beschrieben Durch Johannem Letzenerum Hardessianum, Pfarherrn zu lbra im Ampt Grubenhagen 1594 lesen wir:

Eitel von Berlepsch, Caspar des andern Sohn Sohn. Caspar Adolphs und Adolph Caspars Brüder ist Hauptman auf der Festung Ziegenhain, ist ein gelerter vorstendiger Man, auch bey Fürsten und Herrn in grossem Ansehen, Landtgräffischer Hessischer Rath, und hat eine Gräffin aus Schwaben zur Ehe, aus dem Fürstlichen Frawenzimmer zu Gassel erfreyet, die hat jme zweene Söhne gezeuget, Adolphen und Casparn, und etliche Töchter.

Die Nachricht vom Tode ist so überliefert:

Eitel von Berlepsch, Edler Gestrenger und Ernvester der Eltere, Erbkämmerer zu Hessen, fürstlicher-hessischer vornehmer Rat und Hauptmann der Festung und Grafschaft Ziegenhain ist seliglich entschlafen am 22. August 1602 zu Ziegenhain und hernach den 28. in der Kirch daselbst ehrlich begraben.

Gedient hatte er von 1568 bis 1592 unter Landgraf WilheIm IV, dem Weisen, dem ältesten Sohn von Landgraf Philipp I, genannt der Großmütige. Die folgenden zehn Jahre diente er in gleicher Treue Landgraf Moritz, dem Gelehrten, bis zu seinem Tode.

Die Lebensführung des Eitel von Berlepsch wird näher umschrieben in der "christlichen Leichpredigt" des Ziegenhainer Pfarrherrn und Superintendenten Valentinus Schoner (Gedruckt 1602 zu Cassel durch Wilhelm Wessel).

Nach dem Text Johannesevangelium Kapitel 14 erfolgt in der Predigt recht bald folgende Beschreibung:

Dieser unser verstorbener Hauptmann ist zwar nach seines Vaters seligen Todes geboren, aber doch von seiner Mutter von Kind auf zur wahren christlichen Religion, guten Künsten und adligen Sitten aufgezogen worden. Denn er hat erstlich zu Marburg und dann zu Leipzig und endlich auch zu Wittenberg studiert, wo er den hochgelehrten und weltberühmten Mann Philippum Melanchthonem gehört und seine Lektüren fleissig nachgeschrieben hat, was noch vorhanden ist. Dann ist er in fremde Lande, so nach Frankreich, England und Niederlande und andere gezogen und hat nicht nur Leute und Städte und Orte gesehen, sondern auch daneben seine Studien dort betrieben. Weil aber kein Mensch ihm selbst, sondern Gott und dem Vaterlande zu Dienst und Nutzen geboren ist, so hat er sich als eine adlige Person und Rittersmann beides, zu Krieg und Friedenszeiten verwenden lassen. Denn er ist im Jahre 1566 wider den gemeinen Erbfeind der Christenheit, die Türken in Ungarn in den Krieg gezogen und ist auch im folgenden Jahre im Lager im Felde vor der Festung und Stadt Gotha mitgewesen. Nach vollendetem Kriege hat er sich Herrn Wilhelm Landgraf zu Hessen an den Hof begeben und ist von SFG wegen seines ausgezeichneten Verstandes und seiner Fähigkeiten und Tugenden, damit er von Gott gesegnet war vor anderen bevorzugt und nicht allein für einen Rat, sondern auch einige Jahre als Kammermeister und nun im 23. Jahre für einen Hauptmann dieser Festung zur Grafschaft ernannt worden, sodass er also in die 35 Jahre in unseres Herrn hochlöblichen Gedächtnis stand und auch in unseres jetzigen Gnädigen Fürsten und Herrn Landgraf Moritz zu Hessen's Dienst gewesen ist. Er ist von ihrer fürstlichen Gnaden zu vielen Kur- u. Fürsten- und zu Reichs- und Landtagen und anderen hochwichtigen Tagungen geschickt worden und hat seine Aemter so bedient und seine Befehle so erfüllt und mit solcher Treue ausgerichtet, dass besonders unsere Gnädigen Fürsten und Herrn ein Wohlgefallen daran fanden und die Untertanen einen Frommen und gerechten Regenten an ihm gehabt haben. Denn er hat die edlen Tugenden an sich gehabt, davon Jetro zu Mose spricht: Siehe Dich um unter allem Volk nach redlichen Leuten, die Gott fürchten wahrhaftig und von Geiz frei sind.

Im Jahre 1573 hat er die Edle und Ehrentugentsame Jungfrau (1540 - 1602) zur Ehefrau genommen, die damals seiner Durchlaucht und hochwohlgeborenen Fürstin und Frau Sabina der Mutter unseres jetzigen Fürsten und Herrn Hofjung frau gewesen ist. Mit derselben hat er 23 Jahr in rechter ehelicher Liebe in Frieden und Einigkeit gelebt und ist in solchem Ehestand mit 10 Kinder (zehn) gesegnet worden.

Er hat auch als der älteste seines Stammes und Geschlechts die Würde und Ehre bekommen, dass er Erbkämmerer zu Hessen geworden ist.

Ueber dies alles ist er nicht erhaben (oder hochmütig) geworden, sondern hat sich der Demut beflissen und keine Pracht geführt, sondern sich in seiner Kleidung schlicht und im Essen und Trinken mässig und nüchtern gehalten. Insbesondere hat er die Schriften von Moses und den Propheten und der Apostel täglich und mit Interesse und Fleiss gelesen und die wahre christliche Lehre, die in diesen enthalten ist wohl verstanden. Er hat sich fleissig bemüht dieselben Lehren zu verbreiten, damit auch andere Leute und die Nachkommen zur Wahrheit kämen und selig würden.

Dagegen hat er alle erdichtete Menschenlehre von Herzen gehasst und sich öfters dahin erklärt, dass er allein bei Gottes Wort bleiben wolle, die da als einzige Wahrheit verbleibe.

Aus der Würdigung ergibt sich als Geburtsjahr 1540. Hervorgehoben wird sein Studium unter dem Katheder des hochgelehrten und weltberühmten Mann Philipp Melanchthon. Dessen Vorlesungen hat Berlepsch mitverfolgt und mitgeschrieben. Diese Nachschriften aus Wittenberg waren noch in Ziegenhain vorhanden bis zum Jahre der Begräbnisfeier. Seinen Auftrag verstand Berlepsch als adlige Person und Rittersmann in gut lutherischem Sinn: Gott und dem Vaterland zu Dienst und Nutzen sein in Kriegs- und Friedenszeiten.

Seine Befähigung zur Diplomatie wurde häufig vom Fürsten und Landgrafen bei der Wahrnehmung hessischer Interessen an anderen Fürstlichen Höfen und Reichs- und Landtagen und anderen ,,hochwichtigen Tagungen" eingesetzt.

Demut und Bescheidenheit und Auftreten zeichneten ihn aus. Seine theologische Bildung und eine Frömmigkeit pflegte er und vermittelte sie durch seinen Dienst. Die innige Beziehung zu Gottesdienst, Sacrament, Feier und Predigt hielt er fest. Der Seelsorge war er zugetan und offen gegenüber. Seine Bekenntnisse lassen die tiefen Wirkungen des Studiums bei Melanchthon erkennen: Glaube an Christum, der ist das Leben! - Auch der Verweis auf den Kirchenvater Augustin macht die Verknüpfung der Reformation deutlich, die zur altkirchlichen Theologie gepflegt wurde.

Außerhalb der Predigtnachschrift bestehen zwei lateinische Würdigungen durch die beiden Theologen Valentinus Schornerus und Johannes Rauschenbergius, des Pastors in Treysa. In diesen Gedenkversen wird von Berlepsch gepriesen als fleißiger Präses der Festung, ausgezeichnet und geehrt, der nach treuem Dienst nahe der Ehefrau begraben wird, nicht weit von 4 seiner vorverstorbenen Kindern. Er liebte die wahre christliche Lehre und hielt sich von erdichteten Menschenlehren frei mit gütiger Frömmigkeit. Die Nähe zur Reformation ist an diesem überzeugenden Vertreter der hessischen Ritterschaft zu spüren.

Eitel von Berlepsch (1540 - 1602)


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