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Von
dem neuen Hause zu Urleben. Auszug
aus der Chronik von Pfarrer Johannem Letznerum 1594. Dieses
Haus ist gelegen in Thüringen zwischen Langensalza und Tenstadt im
freien Felde auf einem niedrigen Hügel. Und ist für dieser Zeit ein
Fuhrwerk und Hof gewesen auf welchem fast geringschätzige und durchaus
baufällige Gebäude gestanden und durch Absterben etlicher vom Adel an
den Erzbischoff und Churfürsten zu Mainz gefallen und von demselben an
die beiden Klöster Cell und Beuren zu Befürderunge der Ehre Gottes aus
Gnaden gewendet. Dieweil aber dieselbigen der Weitabgelegenheit mehr
Schaden als Nutzen davon hatten, haben die bemelten Klöster Sittichen
von Berlepsch obbemeltes Fuhrwerk widerkäuflich verkaufet,
welcher dann dasselbige eine Zeit als ein schlecht Fuhrwerk gebrauchet
bis hernach sein Sohn der edle Gestrenge und ehrenfeste Erich
Volkmar von Berlepsch, Oberhauptmann in Thüringen und
Churfürstlicher Sächsischer Rath, mit gnädigem Consens des damaligen
Erzbischoffs und Churfürst zu Mainz das vorbemelte Fuhrwerk zu Urleben
mit seiner Zugehörunge wie auch von dem Churfürsten zu Sachsen die
dabei liegenden beiden Dörfer Groß- und Klein Urleben erblich an sich
erkauft und alsbald auf Mittel und Wege gedacht auf vielbemelten Hof und
Schloß ein adelig Sitz zu bauen. Darzu ihm nicht die geringsten Mittel
drei zur Hand gestanden, nämlich ein herrlicher und gewaltiger
Steinbruch fast nahe hinter dem Schloß. Item ein guter Let oder Leime
und ein schöner Brunnquell, welcher dreier Mittel man zum bauen nicht
entraten kann. Darauf
hat man zu Urleben Anno Christi 1571 in dem Namen der heiligen
Dreifaltigkeit den Bau angefangen und den 3.Aprilis zum Förder Gebäude
den ersten Stein gelegt und alles aus dem Grunde mit Steinen bis unter
die Dachung aufgeführet und desselben Jahrs vollendet nämlich notdürftige
Stallung für Pferde, Kühe und andre Viehe, Gemach, Stuben, Kammern,
Boden, Scheuren und dergleichen ausgebauet und zugerichtet. Bei neben
solchem Hause ist alsbald ein schöner großer Garten vierzehn Acker
Landes groß angefangen mit einer starken gedeckten Mauer umzogen, an
welcher ganz zierliche Lusthäuser zu sehen sind. Innwendig mit einem
lustigen Gange mit Weinstöcken besetzt und mit Eichenholz unterbauet
oder andere feine Gänge von Kirschen, Rosen, Johanns Träublein und
dergleichen zugericht daneben fast zierliche Lauben und Lusthäuser in
welchen man des Sommers im kühlen Schatten sitzen kann und bei dem
allen viel schöne wohlriechende Kräuter nacheinander in zierlicher
Ordnung mit einem Labyrinth und Wundergarten mit römischer Lavendel
besetzt zu sehen sind. Danach
Anno Christi 1579 den 30.Martij hat man daselbst zu Urleben das Wohnhaus
zu bauen angefangen, welchs aus dem Grunde bis oben aus mit Steinen ganz
artiglich mit zweien welschen Erkern aufgeführet und mit Ziegeln
bedeckt worden.
Urleben
1594. Die Kirche (rechts oben)
mit Epitaph, die Stallungen (links, heute In
der Chronik werden alle Räume des Hause detailliert beschrieben, Wohnräume,
Schlafkammern, Esszimmer, Arbeitszimmer, Bibliotheken, Saal, Küche,
Vorratsräume und große Keller. Alle Räume in verschieden Farben, grün,
blau, goldgelb, leibfarben und andere, sind reich ausgestattet mit Vorhängen,
Gardinen, Bildern, Tafeln, schönen Schränken, Truhen, Laden, Matten,
Teppichen und Betten. Eine Besonderheit des Hauses ist, daß alle Wände,
Decken und Fensterläden mit Hunderten von Bibelversen und Sprüchen in
großer Zahl dicht aneinander versehen sind. Die Anlage verfügt über
eine Quelle und 9 Zisternen, die über ein großes Kupferbecken und ein
System aus Stahlrohren mit Gefälle Stallungen, Wohnhäuser, Küchen,
Badestuben, Waschhaus, Parkanlage, Blumenbeete, etliche wasserspeiende Löwenköpfe,
Wassertröge, Zwinger, Fischteiche und des Hauses Notdurft mit Wasser
versorgen. 1801 hat Heinrich Moritz Freiherr von Berlepsch die Kirche in Klein-Urleben und das darin befindliche Epitaph seiner UrUrUrGroßeltern Erich Volkmar (1525 - 1589) und Lucretia, geb. von Schleinitz (1542 -1600) renovieren lassen. 1996 bis 2002 wurde das Epitaph mit Mitteln der Fachhochschule Erfurt im Rahmen einer Diplom-Arbeit naturwissenschaftlich untersucht und konserviert. Die Kirche präsentiert sich noch heute in einem guten Zustand. 1798 hat der letzte Besitzer Gottlob Erich von Berlepsch (kinderlos) für seinen beträchtlichen Besitz Urleben und Ganz-Gottern die Frau seines Sekretärs Kypke als Alleinerbin eingesetzt. 1879 war vom Rittergut in Klein Urleben, laut "Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen, Heft 2, Halle 1879, S.82" keine Spur mehr vorhanden. |
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