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Eichenzell Auszug
aus „450 Jahre Schlösschen Eichenzell“ der Gemeinde Eichenzell,
1998. 1569
hielt Conrad Thilo, Curt Till genannt,
von Berlepsch um die
Hand der 17 jährigen Barbara von Ebersberg an, letzte noch lebende der
Familie. Ihr Vater, Besitzer von Eichenzell, war 1553 gefallen und damit
die Familie von Ebersberg erloschen. Barbara brachte nebst anderen
Besitzungen auch ihr Geburtshaus, das verwaiste Eichenzell, in die Ehe
ein.
Curt
Till war im Schloß
Thamsbrück in Thürigen als siebtes von 11 Kindern 1540 geboren. Seine
Familie war sehr begütert. Sein Vater Sittich
III. von Berlepsch hatte das Schloß
Thomasbrück – heute
Thamsbrück genannt – vom Kurfürsten von Sachsen erblich gekauft. Curt
Till besuchte die Schule
Pforta (Schulpforta) bei Naumburg, studierte in Leipzig und 4 Jahre in
Frankreich. Danach bestellte ihn der Fürstabt zu Fulda zum Fuldischen
Rat. Nach dem Urteil seiner Zeitgenossen war er ein geschickter und
kluger Diplomat, aber von streitbarem Charakter, der auch handgreiflich
werden konnte. 1589 wurde Curt Till
vom Kurfürsten von Sachsen zum Oberaufseher der Herrschaft Mansfeld
bestellt. Nach dem Tode ihres 49 jährigen Gatten Curt
Till 1589 erbte Barbara
den gesamten Besitz des kinderlosen Bruders von Curt Till, Erich
Volkmar von Berlepsch auf Urleben.
Damit kam sie und ihre Familie in den Besitz von 4 größeren Schlössern
mit zusammen riesigem Landbesitz. Barbara starb 1622. Einer Ihrer Söhne,
Sittich von Berlepsch,
vermählte sich mit Marie Francisca von Boineburg genannt Hohenstein und
wurde Stammhalter der gräflichen Linie. Deren Sohn, Wilhelm
Ludwig Freiherr von Berlepsch zu Eichenzell
(3.3.1639 - 1676) heiratete 1672 Marie
Gertrude Wolff von Gudenberg aus
Hessen, der als Fähnrich in würzburgischen Diensten 1676 bei der
Belagerung von Philippsburg von 3 Kugeln am rechten Arm und im
Schulterblatt schwer verwundet wurde und anschließend in Speier den
Verwundungen erlag. Als
ihr Gatte starb war sie erst 19 Jahre alt, hatte einen dreijährigen
Sohn und war schwanger. Als Frau schutzlos war sie den Widrigkeiten der
Zeit ausgesetzt. Als sie das Kind 1680 durch einen evangelischen Pfarrer
taufen ließ sah der Abt dies als Eingriff in seine Hoheitsrechte an,
ließ das Schloß Eichenzell mit Wachen umstellen und belegte sie mit
200 Gulden Strafe (der Wert von ca. 200 Haus-schweinen), weitere 300
Goldgulden androhend, wenn sie nicht binnen 24 Stunden den katholischen
Ortspfarrer bestelle. Sie beugte sich nicht, sondern berief sich auf die
Gerechtsame der Ritterschaft. Auch mit ihrem Vetter, dem Obersten
Joh.Phillip kam sie in Streit, indem dieser das ihm versetzte Fünftel
an Eichenzell dem Stifte Fulda überließ. Bei der zerrütteten
Verfassung ihrer Vermögensverhältnisse, zumal unter den obwaltenden
Umständen, war die Lage der Witwe eine wahrhaft trostlose. Sie fand
deshalb auch Teilnahme. Schon 1680 nahm sie der Kaiser in seinen Schutz.
Sie wurde zweite Hofmeisterin und Oberhofmeisterin. Als Marie Anna, dem
König Karl II. von Spanien vermählt wurde, ersah man sie als
Oberhofmeisterin derselben, und 1690 ging sie mit dieser nach Spanien
und wurde bald zur Donna de Honora ernannt. 1695 erhob der Kaiser die
Witwe und ihre beiden Söhne, Sittich
Herbold (ruht im
Rheingauer Dom zu Geisenheim) und Peter
Philipp Josef, in den
Reichsgrafenstand. Ende März 1700 verließ sie Madrid, ebenso reich als
sie ehemals arm gewesen und ging über Barcelona nach Italien und von da
nach Wien. 1704 erteilte ihr Kaiser Leopold das böhmische Landstassiat
und 1705 dehnte Kaiser Josef I. ihren und ihrer Söhne Reichsgrafenstand
auch auf Böhmen, Mähren und Schlesien aus. 1706 wurde die Gräfin zur
ersten Äbtissin des neugegründeten englischen weltlichen Fräulein-Stift
in der Neustadt Prag gewählt. Am 22.September 1706 erteilte der Kaiser
der jeweiligen Äbtissin des Stiftes den Reichsfürstenstand und
bestimmte, daß das Stift in Zukunft das Berlepsche Wappen führen
sollte.
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