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Hans Hermann Carl Ludwig Graf von Berlepsch

Ehrenritter des Johanniter-Ordens
Ornithologe 
(1850 - 1915)

der folgende Beitrag ist ein Auszug aus der Familienchronik, verfaßt von seinem ältesten Sohn Karl Graf von Berlepsch.

Hans Hermann, genannt Hans, wurde am 29.7.1850 in Fahrenbach bei Witzenhausen als erstes Kind geboren. Sein Vater war streng und seine Mutter meist zu gutmütig. Die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse waren noch ruhig und geordnet. Das Leben behütet, genügsam und bescheiden, ohne jeglichen Aufwand.

Schon als Knabe zeigte er eine ausgesprochene Vorliebe für die Naturwissenschaften. Sein Vater konnte erlegte Vögel gut selbst ausstopfen. Der Sohn Hans griff dies mit wahrer Begeisterung auf und legte sich eine kleine Sammlung gebalgter Vögel der heimischen Flora an. 

Da kam der siebziger Krieg und der Jüngling mußte als Primaner bei den 14. Husaren als Soldat eintreten. Diese Zeit schilderte er später als eine schreckliche. Der militärische Drill paßte so garnicht zu ihm und für das Reiten zeigte er absolut keine Anlagen. Daß er es trotzdem bis zum Leutnant brachte war wohl mehr dem Wohlwollen seiner Vorgesetzten zu verdanken.

Nachdem die Husarenzeit zu Ende war legte er das Abitur ab und begann eine schöne Studentenzeit in Leipzig, Halle und Zürich. Er studierte Ornithologie und Pflanzenkunde und legte sich ein großes Herbarium mit Alpenpflanzen zu und erwarb sich viele Freunde, vornehmlich in wissenschaftlichen Kreisen, die ihn stark angeregt haben.

Nach dem Studium schenkte ihm sein Vater einen längeren Aufenthalt in England der seinen Gesichtkreis bedeutend erweiterte und kosmopolitisch prägte. Er war ein Freund von Theater und Opern und verkehrte in angesehenen Kreisen.

Seine Sammlung von Vogelbälgen wuchs von Jahr zu Jahr und seine Publikationen in deutscher und englischer Sprache lenkte die Aufmerksamkeit der ganzen ornithologischen Welt auf ihn. Er erhielt kistenweise getrocknete Bälge aus Südamerika, die er aufweichte und zur wissenschaftlichen Erforschung formvoll präparierte und die Namen seiner Freunde bekamen. Es waren inzwischen Tausende.

Mit 31 heiratete er und es wurde ein kleines Häuschen in Münden, zwischen lauter Gärten, unweit des Bahnhofs bezogen, um die Forstakademie zu besuchen. Münden war ein Vogelparadies und seine junge Frau mußte die Vogelstimmen erlernen und nachsingen. Die umfangreiche Vögelsammlung und eine schöne ornithologische Bibliothek verschlang viel Geld und brachte nichts ein, sodaß die Eltern immer wieder aushelfen mußten. Das Haus wurde rasch zu eng, sodaß ein geräumiger Neubau in der Nachbarschaft erforderlich wurde, in dem überall Kästen mit Vogelbälgen standen und einen Geruch von Kampfer und Naphthalin verbreiteten. Schließlich begann er auch noch mit den Kindern Käfer zu sammeln und in großen Glaskästen zu ordnen.

Hans Hermann Carl Ludwig Graf von Berlepsch, Ornithologe  (1850 - 1915)

Er war ein passionierter Jäger und Wanderer. In seinem Hause verkehrten Forscher aus vielen Ländern und Museen und erzählten atemberaubende Erlebnisse von wilden Tieren und Eingeborenen im Dschungel, die seine Kinder immer wieder hören wollten. 

Er trug damals noch einen braunen Vollbart, den er erst später stutzte. Die Kinder berichten, wenn man von ihm einen Kuß bekam hatte man das Gefühl Berührung mit einem Tannenwald zu haben. Seine großen dunkelbraunen Augen konnten sehr ernst, aber auch heiter blicken. 

Als sein Vater 1893 starb änderte sich das Leben grundsätzlich. Er mußte das Erbe seines Vaters übernehmen und sich intensiv um die Verwaltung von Schloß Berlepsch mit den dazugehörigen Gütern kümmern. Er war ständig zwischen Münden und Schloß Berlepsch unterwegs. Um das Schloß wieder zeitgemäß bewohnbar zu machen, mußten umfangreiche Reparaturen und Umbauten vorgenommen werden. 1896 zog die Familie von Münden in das noch nicht fertige Schloß um. Seine umfangreiche Sammlung wurde im, zum Museum umgebauten Fruchthaus Christoph Mordians, untergebracht. Die wissenschaftlichen Arbeiten mußten nun leider notgedrungen etwas in den Hintergrund treten.

Die Sorgen mit dem Besitz sowie mehrere Ämter in Kreisausschüßen und bei der Regierung in Kassel belasteten seine ohnehin schwache Gesundheit sehr. Er bewältigte diese Zersplitterung mit einem phänomelalem Gedächtnis. Er schrieb jeden Brief erst im Konzept und dann in Reinschrift. Er konnte nächtelang alte Urkunden studieren und freute sich freudestrahlend und unübersehbar über Entdeckungen.

Mit zunehmenden Alter wurde er immer stiller und litt unter Diabetes, von der er aber nichts wissen wollte. Der Politik des Reiches stand er vollkommen ablehnend gegenüber. Er sah den überspitzten Nationalismus böse enden.

Seine Bälgesammlung umfaßte inzwischen 60.000 Exemplare, darunter 300 neue Typen, und zog Spezialisten aus allen Ländern an.

In seinen letzten Lebensjahren wurde er noch Vorsitzender eines Grundbesitzervereins und entwickelte ein System zur Vorauserfassung der für die Zukunft für die Erhaltung von Gebäuden erforderlichen Aufwendungen.

1914 brach der erste Weltkrieg aus und es stellten sich die von ihm befürchteten Sorgen ein.

Am 27.Februar 1915 verstarb Hans Hermann Carl Ludwig Graf von Berlepsch nach langer Krankheit.

Die Zeitungen und Fachzeitschriften brachten ehrende Nachrufe für den berühmten Ornithologen und Wissenschaftler Hans Graf von Berlepsch. Er sei der fleißigste Mann gewesen, hatte für jeden ein gutes Wort gehabt, war stets hilfsbereit gewesen und niemals "stolz".

Die große Vögelsammlung hat sein Sohn nach seinem Tode an das Senckenbergische naturwissenschaftliche Museum in Frankfurt / Main verkauft wo sie den zweiten Weltkrieg und die Zerstörungen in Frankfurt überstanden hat und heute Teile im 1. Obergeschoß zu sehen sind.

Über 55000 Bälge der im Senckenberg-Museum vorhandenen Vögel stammen aus dieser Sammlung.

Aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster/ Österreich wird unter  "Objekt des Monats" (September 1998) berichtet, daß im Jahre 1894/95 für die Kolibri-Sammlung des Zoologischen Kabinetts 85 Kolibris vom Museum Hans Freiherr von Berlepsch in Hannovers-Münden gekauft wurden.

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scarlet breasted dacnis berlepschi


Hans Graf v.Berlepsch.  Eine Lebensskizze  (Nachruf)   pdf-Format

mit einer umfangreichen Auflistung von ihm verfasster ornithologischer Schriften.

Von C. E. Hellmayr (1915). Veröffentlicht im Journal of Ornithology 63 (1915)


Neuere Literatur:

Hans Hermann Graf v.Berlepsch (1850-1915)
Dr. Sittich Hans Frhr.v.Berlepsch (1857-1933)
zwei Ornithologen aus Hessen und Thüringen
(95 Seiten mit farbigen Abbildungen, 2007)

von Wolfram Brauneis, Histor. Gesellschaft des Werralandes (2007)


von Berlepsch Paradiesvogel (Parotia berlepschi)

von Betlepsch Paradiesvogel

Washington (AFP) - 7.2.2006 - Bei einer Expedition in eines der abgelegensten Dschungelgebiete Asiens, die Foja Berge im westlichen Teil der Insel Papua / Indonesien mit über 1 Million Hektar Urwald, haben Forscher nach eigenen Angaben eine "verlorene Welt" voller neuer Arten, riesiger Blumen und seltener Tiere entdeckt. Die Expedition, finanziert durch CI und National Geographik, konnte im Dezember 2005 die ersten Fotos des sechsschwänzigen von_Berlepsch-Paradiesvogels machen und beobachteten den Paarungstanz des Vogels, der erstmals im 19. Jahrhundert beschrieben worden war - damals aber nur anhand toter Expemplare, die eingeborene Jäger aus dem Urwald Neuguineas mitgebracht hatten. Mehrere Expeditionen hatten den Paradiesvogel seither gesucht, doch bis heute wusste niemand, wo die Tiere zu Hause sind.  


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