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Karl Graf v.Berlepsch (1882 - 1955)

Dichter und Lyriker

zitiert aus öffentlichen Würdigungen anläßlich seines 60.,  65. und 70. Geburtstag:

Graf Berlepsch wurde 1882 in Hann. Münden geboren. 1906 machte er sein Abitur, studierte an den Universitäten München, Marburg und Bonn Jura, wurde 1919 Referendar und kam 1911 zur Regierung Kassel. Er übernahm dann den Familienbesitz Schloß Berlepsch mit den dazugehörenden Gütern.

Wenn wir nur gelegentlich noch den Sänger der Werrawaldberge vernehmen, so liegt das daran, daß für Lyrik unserer Zeit nicht ganz die richtige ist. Karl Graf v.Berlepsch ist in seinem ganzen Wesen nach ausgesprochener Lyriker, auch wenn man hier und da Novellen und Skizzen in Prosa von ihm liest. In einer Reihe von Bändchen - zumeist bei Velhagen u. Klasing erschienen - liegt die Frucht seines Schaffens vor. Wer in Ihnen blättert wird sofort von den feingeschliffenen Versen, dem tiefen Fühlen, dem hohen Gedankenflug gefesselt sein und weiter lesen.

Karl Graf v.Berlepsch (1882 - 1955), Dichter und Lyriker.

Trinken will ich dein Gold. - Gedichte 1919
Ein Jahr an beiden Fronten. - Kriegstagebuch
Vom Herzschlag der Stunden. - Gedichte 1919
Die andere Welt. - Gedichte 1924
Gib mir Sommer. - Gedichte 1928
Alte Liebe und neue Lieder. - Gedichte
und andere

Einige seiner Gedichte wurden von Arno Liebau vertont. Manche seiner Werke sind in zartem Pastell gemalt, andere wieder mit kräftiger Hand gezeichnet. Immer wieder aber klingt in seinen Gedichten die Liebe zur Heimat an. Schon als Knabe in seiner Vaterstadt Münden fing es an, als Gymnasiast trug er einen Preis für eine Ballade "Der Weichensteller" davon, und seither begleitete ihn die Muse auf allen Lebenswegen: durch den Krieg, den er auf allen Kriegsschauplätzen miterlebte, durch Deutschlands Notzeit bis hin in unsere Tage.

Wer das Glück hatte ihn persönlich kennenzulernen, weiß, daß er ein feiner, gütiger Mensch ist, der für alle suchenden Menschen ein gutes Wort hat. Er macht kein Aufhebens von seiner Person und ist mit echter Bescheidenheit begabt.

aus dem Bändchen "Alte Liebe und neue Lieder"
erschienen im Türmer Verlag München:

 

Der Weichensteller

 

Und nun noch der Schnellzug nach Charleroi!
In fünf Minuten schon ist er da! -
Er trottet hinaus zum äußersten End',
Die letzte Weiche zu stellen behend.
Im Schnee seine Schritte knarren,
Die Nacht ist kalt zum Erstarren!

Bald lädt bei traulichem Lampenschein
Die warme Stube den Müden ein,
Und ein Kuß vergilt ihm des Tages Qual,
Ein liebendes Weib und ein einfach Mahl:
Dann werden am Bettchen sie stehen
Und das Bübchen schlummern sehen! -

Hei, wie der Ostwind eisig pfeift,
Wie's tief durchs wollene Wams ihm greift!
Eine rote Lampe! Nun ist er zur Stell'.
Nur schnell!
Fern sind zwei Lichter erschienen,
Schon stoßen und stampfen die Schienen.

Der Zug! Es war die höchste Zeit!
Doch was ist das? Barmherzigkeit!
Der Hebel dreht sich im Bügel zu leicht,
Und wie er in Eile sich niederneigt,
Da hat es ganz leise geklungen,
Das eiserne Band ist zersprungen! -

Verzweifelt preßt er die Hand an die Stirn
Ein einz'ger Gedanke durchzuckt sein Hirn:
Der Zug! - Und braust er die falsche Bahn,
So ist es um ihn und die Menschen getan!
Denn kaum minutenlang weiter
Rast ihm entgegen ein zweiter! -

Da wirft sich zwischen die Schienen der Mann,
Preßt dicht seinen Leib an das Eisen an
Und dehnt und stemmt sich mit Riesenkraft -
Ein gewaltiger Druck! Nun ist es geschafft!
Ob lebendig oder als Leiche,
Er liegt eine knöcherne Weiche! -

Er liegt und sieht und hört nichts mehr.
Der Eilzug rasselt über ihn her.
Nur ein Haken im Weg, eine Bremse zu tief!
Wie's heiß und kalt durch die Adern ihm lief!
Was gilt nur dein Leben!
Du mußt es für hundert geben! -

Ein Haken zu tief, eine Bremse im Weg!
Sekunden! Doch schlichen sie viel zu träg!
Und wenn er nur diesmal am Leben blieb -
O Gott! Wie hat er das Leben so lieb!
Da ist er vorbei geschnoben,
Und ferner hört er es toben! -

Nun naht es wieder und flackert und braust
Und ist an ihm vorbeigesaust:
Der zweite Zug, von Lichtern erhellt,
Voll Menschenglück - eine kleine Welt! -
Gerettet - Er lauscht in die Ferne,
- Und über ihm funkeln die Sterne! -

 

Frühjahr - Sonnenaufgang im Engadin. Kreidezeichnung (50 x 68 cm) von Karl Graf v.Berlepsch 1930.

Frühjahr - Sonnenaufgang am Piz Corvatsch im Engadin.

Kreidezeichnung (50 x 68 cm) von Karl Graf v.Berlepsch 1930.

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