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Die "Teigscher Frau" zu Gießen († 1620)

Jedem Schüler der Stadt Gießen 2 Brötchen (Teigscher) an einem bestimmten Tag im Jahr.

Im Rahmen des Gießener Stadtjubiläums 1997 haben die Gießener Frauenverbände als kulturellen Beitrag Frauen der Gießener Geschichte bis hin zur Gründerin auf verschiedene Arten wieder zum Leben erweckt. Unter diesen ca.40 Frauen ist auch eine Frau v.Berlepsch als "Teigscher Frau" im Gedächtnis der Bürger von Gießen geblieben und ein namenloser Grabstein (heute im Schloßeingang aufbewahrt) überliefert.

Wir wüßten gerne mehr über diese Frau!  Wir suchen Personen, die etwas zu dieser Frau beitragen können. Bitte nehmen Sie mit mir Kontakt auf:  v.Berlepsch@gmx.de
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Am 19.2.1615 hat der Hessische Oberst Johann von Schwalbach in Gießen Dorothea von Berlepsch geheiratet. Dorothea von Berlepsch war das 5.Kind (von 11) von Eitel von Berlepsch (siehe dort) Erbkämmerer von Hessen und Hauptmann der Festung und Graftschaft von Ziegenhain und seiner Gemahlin Hofjungfrau Anna Senft von Sulberg.Grabstein aus dem Anfang des 17.Jhdt. (Figur ca. 165 cm hoch) der einer Frau von Berlepsch, der sogenannten "Teigscher Frau" zugeschrieben wird.

Eitel von Berlepsch (Dorotheas Vater) war ein Schüler Melanchthons und ein glühender Verfechter der Reformation. Anna Senft von Sulberg (Dorotheas Mutter) war eine überzeugt christlich eingestellte und handelnde Frau.

Dorotheas Erziehung und Lebenseinstellung, davon kann man wohl ausgehen, war christlich reformatorisch geprägt. Dorothea ist 1620, nach nur 5-jähriger Ehe, gestorben.

In der Eingangshalle des Schlosses zu Gießen wird ein Grabstein aus dem Anfang des 17.Jhdt. aufbewahrt (Figur ca. 165 cm hoch) der einer Frau von Berlepsch, der sogenannten "Teigscher Frau" zugeschrieben wird.

Diese "Teigscher Frau" hatte durch eine Stiftung festgelegt (Jahr leider unbekannt), daß jeder Gießener Schüler an einem bestimmten Tag (Tag leider unbekannt) im Jahr zwei Brötchen (Teigscher) erhielt.

Aus einer Eintragung ins Kassenbuch des Bürgermeisters von Gießen ist zu ersehen, daß 1685 jeder Schüler noch einen Wecken erhalten hat und dafür 2 Gulden 16 Albus und 4 Kreutzer aufgewendet wurden. Im ersten Weltkrieg wurde die Verteilung wegen Lebensmittelmangel eingestellt. Heute wäre solch eine Aktion vermutlich nicht mehr möglich, weil die Eltern der Schüler die Brötchen als wirtschaftlichen Nutzen versteuern müßten.

Eintragung ins Kassenbuch des Bürgermeisters von Gießen (1685)

Die Zeitung "Heimat im Bild, Beilage zum Gießner Anzeiger" schreibt in ihrer Ausgabe vom 30.September 1926 zu diesem Grabstein:
"Die elegante Damenmode am Anfang des 17.Jhdt. prägt die Formen, die das verlassene Jahrhundert geschaffen hat, weiter aus. Die kleidsame Krause hat sich zum bescheidenen Mühlstein ausgewachsen. Der Faltenrock wird über einen hölzernen Reif oder Draht geworfen und oben mit einer Scheibenkrause besetzt. Über die Krause wird der Schoß des Leibchens, zu dem die kleine Schneppe inzwischen geworden ist, gezogen. Die eng verschnürte Taille bedeutet schon den Auftakt zur Wespentaille des Barock und Rokoko. Vermutlich stellt er eine Frau von Berlepsch dar, der sog. Teigscher-Frau, eine wohltätige Dame, der die Gießener Schuljugend bis in unser Jahrhundert ein liebevolles Andenken bewahrt hat. Diese Popularität verdankt sie einer Stiftung, laut der auf ewige Zeiten jeder Schüler an einem bestimmten Tag des Jahres 2 Teigscher (Semmeln) eingehändigt bekommen sollte. Ihr Wille wurde hochgehalten, bis die Lebensmittelnot des Weltkrieges dem schönen Brauch ein Ende bereitete. So hat die edle Frau, deren schön profilierter Kopf noch heute zu fesseln vermag, viele Generationen hindurch die Herzen der Gießener Kinder lachen gemacht."

Das Motiv der Stiftung ist leider unbekannt. Da sich alte Bräuche und Sitten konfessionsübergreifend erhalten könnte man vermuten, daß es sich um Agatha-Brötchen gehandelt haben könnte, stellvertretend für die beiden Brüste der Heiligen Agatha. Die Legende der Heiligen Agatha hat auch gewisse Parallelitäten mit der Legende der Heiligen Dorothea, deren Namen die Stifterin trug. Diese Heiligen gehören zu den Nothelfern und wurden hochverehrt.

Die Legende schildert die Heilige Agatha von Catania/Sizilien ( * um 225, † um 250) als eine wohlhabende adelige sizilianische Jungfrau von großer Schönheit. Sie wies die Brautwerbung des Statthalters Quintianus zurück, da sie Christin sei. Der ließ sie grausam aber erfolglos foltern, unter anderem die Brüste herausreißen. Die Heilige Agatha wurde zu allen Zeiten hochverehrt, am 5.Februar und im Eucharistischen Gebet bedacht. Ihr werden bis ins 16.Jhdt zahlreiche Errettungen aus höchster Not zugeschrieben. "Agathenbrote" fütterte man dem Vieh vor dem Almauftrieb; in Ecken gestreute Krumen dieses Brotes bewahren vor Feuer und Unheil. Sie war eine der wichtigsten Schutzheiligen.

Mag sein, daß die Stifterin den Schutz der Heiligen Agatha den Schülern von Gießen zukommen lassen wollte. Es würde in diese Zeit passen.

Leider sind die überlieferten Unterlagen und Angaben sehr spärlich, sodaß wir mehr nicht wissen. Wer weiß mehr?


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