Erläuterung der Wappenteile

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Otto Wilhelm von Berlepsch (1618 - 1683)

Herr auf Urleben, Sächsischer General, 21.Erbkämmerer von Hessen,
Mitglied der "Fruchtbringenden Gesellschaft".

Otto Wilhelm wurde 1618 geboren. Sein Vater Erich Volkmar (1581-1641) war seit 1612 Hofmarschall und ab 1620 Oberamtmann der Niedergrafschaft Katzenellnbogen. Ein Amt das dessen älterer Bruder Otto Wilhelm (+ 1617) als Hessischer Oberamtmann zu Rheinfels lange Jahre bekleidet hatte. Erich Volkmar (1581-1641) fand aber nicht mehr die friedlichen Verhältnisse vor. Spanische Truppen unter Spinola waren am Rhein erschienen und drangen in die Grafschaft ein. Der Oberamtmann kam dadurch in eine schwierige Lage. Versuche mit den Eindringlingen zu verhandeln erweckten das Misstrauen des Landgrafen Moritz, der ihn für im sächsischen Interesse befangen hielt, was schließlich dazu führte, daß er den hessischen Dienst und damit das Amt aufgeben mußte. Er wurde dann Kursächsischer Kriegskommissair. Er hatte 2 Söhne, die beide in Kriegsdiensten standen. 

Der ältere Sohn war Otto Wilhelm von Berlepsch (1618-1683)

  • Pfandinhaber (mit seinem jüngeren Bruder) des Amtes Roßla

  • gegen Ende des dreisigjährigen Krieges Hauptmann

  • 1656 kaiserlicher Oberstlieutnant zu Roß

  • 1656 bis 1662 kurbrandenburgischer Oberst

  • anschließend Oberschenk (verantwortlich für gesundheitlich verträgliche Nahrungsmittelversorgung und allg. Sicherheit) und Schloßhauptmann der Kurfürstlichen Residenz Friedrich Wilhelms I. von Brandenburg, dem Großen Kurfürsten, in Berlin-Cölln.
    Aus dieser Zeit sind im Familienarchiv Briefe erhalten
    (siehe unten)

  • später Kriegs- und Geheimer Rat

  • 1677 Sächsischer Generalmajor

  • 1681 General-Wachtmeister, Kommandant und Schloßhauptmann zu Gotha
    Aus dieser Zeit sind im Staatsarchiv Gotha erhalten:
    - sein Bestallungsdekret vom 3.Juli 1681
    - und ein persönliches Schreiben vom 15.September 1681 mit seiner Unterschrift an Herzog Friedrich I. von Sachsen-Gotha-Altenburg zu seinen Anstellungsbedingungen.

Otto Wilhelm von Berlepsch starb am 29.Oktober 1683 auf der Heimkehr aus dem Türkenkriege zu St.Pölten an der roten Ruhr.

Er hatte 3 Töchter und einen Sohn, der aber schon 1687 als Hannoverscher Cornet in der Weser bei Hameln ertrank.

Herzog August von Sachsen-Weißenfels nahm Otto Wilhelm von Berlepsch als Mitglied in die "Fruchtbringende Gesellschaft" auf, in der er den Namen "Der Nahgehende" erhielt.

Man rühmt ihn als einen gewandten Hofmann mit Charisma, zuverlässig, diszipliniert, gebildet und verantwortungsbewusst, dem Anvertraute willig folgten. Eigenschaften, die er von seinem Vater und Großvater geerbt hat.

* * *

Wie schwer und verlustreich die Jahre des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) waren, als er noch Hauptmann war, mögen folgende Berichte aus dem Familienarchiv aufzeigen.

Als er sich im Juli 1646 gerade heimisch befand versetzte eine kaiserliche 150 Mann starke Partei die Umgegend in Unruhe. Sie überfielen Grosswerther in der Grafschaft Honstein bei Nacht, raubten dem Pfarrer 2 Pferde, erschossen 2 Bauern und steckten eine Scheune in Brand. Danach wendeten sie sich gegen Kelbra, erstiegen in der Nacht des 12.Juli das Städtchen, plünderten darin bis zum Morgen, ein Knecht und ein Kind verloren das Leben.

Sobald Otto Wilhelm davon Kenntnis erhielt sammelte er sogleich 20 verlässige Bauern und bewaffnete 8 - 10 seiner Diener und folgte zu Roß in Gemeinschaft mit dem Amtmann den Räubern. Als sie die Räuber in Tilleda erreichten stellte sich heraus, daß die Räuber weit in der Überzahl waren. Die Schießerei kostete viele Tote. Nur wenige konnten ihr Leben durch die Flucht oder in dem sie sich tot stellten retten, denn auch die Verwundeten wurden von den Räubern niedergemetzelt.

Im Frühjahr 1647 lag Graf Königsmarck in Halberstadt und da Otto Wilhelm jeden Beitrag zur Verpflegung der Truppen verweigerte, wurden ihm 2 Kompanien zur Exekution nach Roßla geschickt. Dieselben rückten am 11.März ein und blieben bis zum 22. Die Einwohner hatten darunter viel zu leiden. Sie schlugen die Kosten mit 3.000 Taler an. Am 18.Dezember rückten wieder 4 Kompanien ein, die bis zum 27.Dezember blieben. Otto Wilhelm hatte vor sich zu wehren, nahm aber davon angesichts der Überzahl dann Abstand und die Bauern warfen ihre Waffen nieder.

Der Krieg und seine Folgen belasteten seinen Besitz aufs schwerste. Mit viel Geschick, Verhandlungen und Verkäufen gelang es ihm schließlich ihn unter großen Verlusten wieder einigermaßen zu ordnen.

* * *

Nach den verheerenden Zerstörungen und Entvölkerungen während des 30jährigen Krieges (1618-48) war die Zeit durch den wirtschaftlichen Wiederaufbau der Länder geprägt. Von 1658-83 ließ der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm I.  (1620-1688) seine Geburtsstadt Cölln mit Befestigungswerken ausbauen. Cölln lag in einem Sumpfgebiet westlich von Berlin, nur über einen Damm von Berlin aus zu erreichen, und war somit gegen Angriffe gut geschützt. 

Mit dem abgebildeten Schreiben vom 15.Januar 1667 von Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. (1620-1688), dem Großen Kurfürsten,  an den sächsischen Kurfürsten Johann Georg II. (1613-1680), dem er auch gratuliert, akkreditiert er Otto Wilhelm von Berlepsch als Gesandten mit allen Vollmachten.  Der Große Kurfürst hatte die Aufgabe angenommen zahlreiche Streitigkeiten, die meist in Folge des Dreißigjährigen Krieges entstanden waren, zwischen den Territorialgewalten  zu schlichten und möglichst zu beenden. Dazu war die Verständigung mit den übrigen Kurfürsten, die teils mit Frankreich, teils mit Schweden und teils mit Österreich sympathisierten und einige sich in der Rheinischen Allianz zusammengeschlossen hatten, erforderlich.  Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz hatte sich von seiner kalten unweiblichen und launenhaften Kurfürstin getrennt und deren Zofe geheiratet,  was die Familie der Kurfürstin, Hessen-Kassel, als Erniedrigung empfand und nicht hinnehmen wollte. In Umstadt entstand Streit über die Besetzung einer Pfarre, andernorts über Wildnutzungsrechte und weiteres. Es gab viel zu regeln und zu schlichten. Der Große Kurfürst nutzte dafür mit Erfolg die Fähigkeiten von Otto Wilhelm von Berlepsch.
(Nachzulesen in "Urkunden und Aktenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Politische Verhandlungen." Siebter Band. 15 Seiten, Berlin 1887.)

Kurfürst Johann Georg II. (1613-1680), war ebenfalls wie Kurfürst Friedrich Wilhelm I. (1620-1688) Mitglied der „Fruchtbringende Gesellschaft“, weshalb ihn Kurfürst Friedrich Wilhelm I. als „Bruder“ anredet. Die Anrede „Gevatter“ läßt darauf schließen, daß er auch Taufpate seines ältesten Sohnes Karl Emil war. Die beiden Kurfürsten haben sich bei dem Wiederaufbau ihrer Länder gegenseitig unterstützt. Kurfürst Friedrich Wilhelm I. war bekannt dafür über fähige Verwaltungs- und Militärexperten zu verfügen, zu denen Otto Wilhelm von Berlepsch erwiesener Maßen gehörte.

 

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