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Hans
Sittich von Berlepsch und Martin Luther. Unter
denjenigen Vertretern des ritterschaftlichen Adels, welche sich früh zu
Martin Luther und seiner Lehre bekannten - u.a. Franz von Sickingen,
Ulrich von Hutten, Hans Landschad von Steinach, Hermann von dem Busche
und Hartmut von Kronberg -, kommt dem Amtmann
und Schloßhauptmann der Wartburg, Hans
Sittich von Berlepsch
(ca. 1480
- 1533), eine besondere
Bedeutung zu: Er bewachte und betreute vom 4. Mai 1521 bis zum 1. März
1522 den Staatsgefangenen Martin Luther, mit dem ihn bald eine
Freundschaft verband, die theologische Diskussionen einschloß. Torgebäude der Wartburg.
Amtssitz und Wohnung des Vom
16. bis zum 26. April 1521 weilte Martin Luther in Worms; am 17. und 18.
April fand sein Verhör vor dem Reichstag statt. Unmittelbar vor dem
Aufbruch, am Abend des 25.April, wurde Luther darüber informiert, sein
Landesherr, Kurfürst Friedrich von Sachsen, habe mit seinen Räten
erwogen, den Wittenberger Universitätsprofessor auf der Heimreise
"einzutun", um ihn zu schützen. Die
Heimreise nach Wittenberg startete am 26.April 1521 in 2 Pferdewagen und
5 Begleitern von Worms über Oppenheim; Frankfurt am Main, Friedberg, Grünberg,
Hersfeld, Eisenach und Möhra.
Wenige Minuten vor 6 Uhr abends zwangen vier oder fünf Reiter unterhalb
der Burg Altenstein Luthers Reisewagen zum Halten, rissen Luther aus dem
Wagen, während Amsdorf zum Schein laut schrie und Petzensteiner, der
nicht eingeweiht war und den Überfall für echt hielt, entfloh. Luther
mußte zunächst, wie ein echter Gefangener, zu Fuß neben den Reitern
herlaufen. Erst als der Wagen mit Amsdorf verschwunden war, gaben sich
die Reiter zu erkennen und setzten ihn auf ein Pferd. Als Mönch ein
"ungeübter Reiter", traf Luther müde nach langem Umweg, dem
Verwischen der Spuren dienendem Kreuz- und Querreiten gegen elf Uhr
nachts auf der Wartburg ein.
Hier
erwarteten ihn zwei offensichtlich befreundete Ritter: Hans von
Sternberg und Hans Sittich von
Berlepsch, der Schloßhauptmann
der Wartburg. Beide Herren empfingen Luther freundlich; Berlepsch, der
offensichtlich den Scheinüberfall organisiert hatte, ließ dem Ankömmling
sogleich sein Ordensgewand wegnehmen und ihn mit schon bereitgelegter
ritterlicher Gewandung bekleiden. Martin Luther, damals 37 Jahre alt,
sollte als adliger Staatsgefangener erscheinen; der fiktive" Junker
Jörg" mußte sich daher zunächst Haupt- und Barthaar wachsen
lassen, ehe er die ihm zugewiesenen beiden Räume des "Rittergefängnisses"
der Wartburg verlassen durfte. Hans
Sittich von Berlepsch
hatte nicht nur die Aufgabe, Luther nach außen abzuschirmen und seine
Versorgung mit Nahrung (regelmäßig morgens um 10 Uhr und abends um 5
Uhr) und Kleidung zu überwachen, sondern auch die delikate Pflicht, die
politisch bedingte Metamorphose Luthers glaubwürdig erscheinen zu
lassen, kurz den Bettelmönch zu einem Adligen zu erziehen. Nicht nur
die Künste des Reitens und der Jagd, vielleicht auch die Anfangsgründe
des Umgangs mit dem Schwert zu üben, sondern das gesamte Auftreten als
Edelmann, das Gehen, Stehen und Lachen. Darüber entwickelte sich
zwischen beiden eine Freundschaft, die bis zu Berlepsch relativ frühen
Tode (1533) andauerte; Luther hat auch theologische Interessen
Berlepschs zu wecken verstanden und ihm später seine Publikationen
verehrt. Luther predigt vor Hans Sittich von Berlepsch und seiner Familie. Martin
Luther hat während seines Aufenthaltes auf der Wartburg das Neue
Testament ins Deutsche übersetzt und viele Schriften verfasst. Am 1.März
1522 verließ Martin Luther, entgegen dem Rat seiner Freunde, die
Wartburg, um nach Wittenberg zu eilen und zu versuchen die
rebellierenden Bauern zu Recht und Ordnung anzuhalten.
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