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Schloß Proschwitz bei Meißen

Wir danken Herrn Dr. Hinrich Jürgen Petersen (Meißen), Ortsdenkmalpfleger in der Gemeinde Winkwitz mit Proschwitz und der Stadt Meißen, ohne dessen profundes Wissen und ohne dessen kräftiger Mithilfe diese Seite nicht entstanden wäre.

 

Carl Friedrich von Berlepsch (1753-1802),  Herr auf Welsbach und Proschwitz, Kursächsischer Hofmarschall, Ritter des churpfälz. Löwenordens, wurde 1753 als siebtes von 8 Kindern geboren. Sein Großvater Thomas Christian (1668-1752) war Hess.-Casselscher Generallieutnant, Gouverneur in Cassel und 25. Erbkämmerer von Hessen.

Carl Friedrich war Miterbe von Welsbach. Sein älterer Bruder Friedrich war Herr auf Buhla, Obergebra und Bleicherode. 1790 starb deren verwitwete Mutter auf Welsbach. Carl Friedrich kaufte im gleichen Jahr für 46 000 Thaler das eine halbe Fußstunde von Meißen entfernte Rittergut Proschwitz, einschließlich dem Beigut Wendisch, den Dörfern Okrylle und Baslitz mit allen Zugehörigkeiten, sowie allen auf Proschwitz lastenden  Verbindlichkeiten, Pflichten und Rechten (siehe Kaufvertrag) von dem Sächs. Geheimde Legations-Rath Herrn Polycarp August Leisching, dem Schwager des Generals v.Arnstaedt. Carl Friedrich wurde dort mit seiner jungen Familie heimisch und bewirtschaftete Proschwitz segensreich. 

Rittergut Proschwitz 1856

 

Auf Proschwitz hat sich Carl Friedrich insbesondere um den Weinbau im Sinne einer Wiederbelebung verdient gemacht.

Weinpresshaus
( gemalt um 1940, zerstört 1945 )

 

1799 hat Carl Friedrich den englischen Landschaftspark angelegt. Eine Besonderheit im Park war ein prächtiger, 18 Zentner schwerer (900 kg), ca. 1 Meter hoher Taufstein aus rotem Porphyr, verziert mit einem Querband und 4 Kreuze bildenden senkrechten Bändern, den Carl Friedrich beim Kauf von Proschwitz mit übernommen hatte.

Quarzporphyr

Der Taufstein stand nahe einer Quelle oberhalb des Teiches im Heiligen Grund und dürfte aus dem 13.Jahrhundert stammen. Seine Geschichte und Herkunft ist unbekannt. Seine Verwahrlosung bedrückte Carl Friedrich sehr.  Er legte seinen Erben auf, dass der Taufstein letztlich im Schlossgelände aufgestellt werden solle. Was sein Großneffe Carl von Carlowitz zwischen 1874 und 1890 dann auch durchführte. Über die Jahre war der Beckenrand des Taufsteins in eine Esche eingewachsen, die zwischen 1946 und 1948 gefällt wurde. Dabei ist der Stein zerstört und in ca. 30 Einzelteilen in der Umgebung zerstreut worden.

1968 wurden die Bruchstücke des Taufsteins von Denkmalpfleger Hans Jürgen Pohl geborgen. Anschließend wurde der Taufstein fachkundig wieder hergestellt und im großen Wendelsteinkeller der Albrechtsburg ausgestellt. Seit 1995 befindet sich der Taufstein im Meißner Dom.

Fotos: Eckhard Kahle, Meißen

Für den Schlosspark in Proschwitz sollte eine originalgetreue Kopie hergestellt werden. Das Vorhaben scheiterte nicht an finanziellen oder bürokratischen Hürden, sondern am Fehlen eines geeigneten Porphyrblocks. Fachleute hatten dringend empfohlen, die Taufschale aus einem Stück herauszuarbeiten.

Zu den übernommenen Pflichten gehörte auch das der Jurisdiktion.

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Siegel

"Adlich Berlepsche Gerichte zu Proschwitz"

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Am 7. und 8. Mai 1813 hatte sich der preußische Generalstab, Generalfeldmarschall von Blücher und sein Generalquartiermeister von Gneisenau, sowie die preußischen Prinzen, in seinem Hause einquartiert, während in Meißen mit verbündeten russischen Kosaken (Preußen und Russen 90 000 Mann) gegen Napoleons, in Rußland geschlagenen und zurückströmenden, Truppen (120.000 Mann) gekämpft wurde, bis diese sich in gegen Dresden geordnet zurückzogen.

Ausführliche Details über die Geschichte von Rittergut und später Schloss Proschwitz, einschließlich dieser Einquartierung, sind zu finden in "Album der Rittergüter und Schlösser im Königreich Sachsen, von G. A. Poenicke um 1860." (Seiten 61 bis 64).

Carl Friedrichs älterer Sohn Carl, Königlich Sächsischer Rittmeister, ist 1812 bei Gumbinen gefallen, der zweite Sohn Friedrich, letzter seines Hauses Welsbach -  danach fiel Welsbach an Seebach - blieb kinderlos und überlebte alle verheirateten Schwestern. Eine davon war mit Georg Heinrich (II) v. Carlowitz aus Röhrsdorf b. Pirna verheiratet. Sie starb mit 21 Jahren nach einem Sturz vom Pferde im Jahre 1808. An dieses Ereignis erinnert ein Gedenkstein, den Herr Dr. Petersen 1978 verwahrlost vorfand und sorgfältig aufbewahrte. Der Gedenkstein steht seit der Wende im Parkgelände.

 

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FRIEDERICKE

LOUISE

von CARLOWITZ

gebohrene

von BERLEPSCH

–––––

geb. den 18.Juny 1787

starb den 10.April 1808

 

Durch die eingetretene Erbanwartschaft der zweitältesten Tochter Friedericke Louise (1787-1808), verheiratet mit  Georg Heinrich v.Carlowitz,  ging 1859 Proschwitz an den Röhrsdorfer v.Carlowitz Zweig. Der jüngere der beiden Grossneffen, Dietrich Carl v.Carlowitz, kaufte 1861 den Erbteil von seinem Bruder Georg Heinrich v.Carlowitz und besass damit das Anwesen allein. Er heiratete 1872 Johanne Caroline v.Arnim aus Oberau.

Johanne Caroline v.Carlowitz

geborene v.Arnim

 

Die jüngere der beiden überlebenden Töchter, Frieda, geb 1878, heiratete 1901 den Reichsgraf und Edler Herr zur Lippe-Biesterfeld-Weißenfeld, geb. 1860, seit 1916 Prinz. Von 2 Söhnen ist der jüngere Christian, geb. 1907, der Vater von Dr. Georg Prinz zur Lippe-Weißenfeld dem derzeitigen Besitzer.

 

Gartenseite des Schlosses Proschwitz

 

von Berlepsch Wappen
an der Esszimmerdecke in Schloss Proschwitz.

Ursprünglich befanden sich an der Decke, die Genealogie der letzten Besitzer darstellend, insgesamt 32 Wappen, 50 cm hoch aus Holz geschnitzt und teilweise vergoldet.

Esszimmer mit Wappendecke 1914

Zu DDR-Zeiten wurden die Wappen entfernt und als Brennholz verfeuert. Acht Wappen, darunter das von Berlepsch-Wappen, wurden zum Glück von einer Privatperson vor der Vernichtung gerettet. Herr Dr. Hinrich Jürgen Petersen (Ortsdenkmalpfleger) ließ 1986 dankenswerterweise für die fehlenden Wappen Gipsrohlinge anfertigen und reproduzierte 25 Wappen neu. Für die altersgetreue Farbgestaltung musste "französisches Anlegeöl", das es in der DDR nicht gab, sowie Gold- und Silberfolie aus Westberlin im kleinen Grenzverkehr von einem mutigen Grenzgänger geholt und durch den Zoll gebracht werden.

So sind die Wappen heute wieder alle zu sehen  (bitte antippen).

 

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