Erläuterung der Wappenteile

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Das Sittich-Wappen der Familie v.Berlepsch.

Grüne Halsbandsittiche auf goldenem Grund.

Der folgende Text ist ein Auszug aus der Veröffentlichung "Sparren und Sittich im Schilde des Geschlechts von Berlepsch" von Herrn Joachim Jünemann. Die vollständige Veröffentlichung, mit Bildern und umfangreichen Quellen- und Literaturangaben, ist abgedruckt im Göttinger Jahrbuch 1978, 26.Folge, S.99-131. Sowie aus der Veröffentlichung "Die Camera Papagalli im Palast des Papstes" von Herrn Hermann Diener, abgedruckt im Archiv für Kulturgeschichte AfK49/1 (1967) S.43-97.

Der Sage nach soll Kaiser Friedrich I. Barbarossa (Rotbart, 1123-1190) einem Ritter v.Berlepsch mit gezähmten Vögeln (Halsbandsittichen) angetroffen und ihn wegen dieses einem Ritter nicht ziemenden Spiels gerügt haben, worauf der Ritter erwidert haben soll, daß er seine ritterliche Gefolgschaft niemals dem Reiche versagt habe. Worauf ihm der Kaiser geboten habe, fortan diese Vögel im Wappen zu führen.

Halsbandsittich

Als früheste Belege existieren im Niedersächsischen Hauptstaatsarchiv Hannover Urkunden mit Siegeln aus dem Jahre 1311 mit 3 nach links gewendeten und aus dem Jahre 1315 mit 5 nach rechts gewendeten Halsbandsittichen. Das erste Sittich-Siegel taucht 1311 bei Conrad von Berlevessen (in Barlissen) auf, anläßlich zahlreicher Landverkäufe an das von ihm mitgegründete Kloster Mariengarten, bevor seine Burg von Herzog Albrecht von Braunschweig zerstört wurde. Weitere Träger des Sittich-Wappens der Familie Berlevessen sind auf den Burgen Czegenberc ab 1324, Scartenberc ab 1329, Biscopeshusen und Arnstein ab 1353 anzutreffen.

In späteren Zeiten sind Sittich-Wappen mit einem bis sieben Halsbandsittichen anzutreffen. Auf manchen Wappen sind die Sittiche stark entstellt. Ob absichtlich oder mangels besserer Kenntnisse wissen wir nicht.

Im Niedersächsischen Hauptstaatsarchiv Hannover befinden sich auch Urkunden aus dem Jahre 1266 die "ante pontem berlevessen" ausgestellt sind und in denen vermerkt ist, daß Theodericus de bivera (nennt sich nach seinen Besitzungen südlich von Bebra) noch kein Siegel besitzt.

Schon Gajus Secundus Plinius berichtete im ersten Jahrhundert, daß ein Feldherr Alexander des Großen (356 -323 v.Chr.) Sittiche aus Indien nach Griechenland gebracht habe, wo sie dann die Römer antrafen. Diese wiederum nahmen sie dann auf ihren Zügen nach Norden mit an den Rhein. Halsbandsittiche galten als kostbare Seltenheit und wurden als gelehrige, unterhaltsame, leicht zu haltende Hausvögel sehr geschätzt. Sie haben sich inzwischen über ganz Europa verbreitet und sind beringt und unberingt in vielen Stadtparks anzutreffen, z.B. im Schloßpark Wiesbaden-Biebrich (siehe http://www.papageien.org/USER/D_Franz/ ). Der Halsband-Sittich ist der einzige Sittich der in 2 Kontinenten anzutreffen ist.

Ein im Jahre 1941 vor dem Südportal des Doms zu Köln entdecktes Mosaik in einem freigelegten Landhaus eines vornehmen Römers aus der Zeit um 220 zeigt auch ein von 2 Halsbandsittichen gezogenes Wägelchen mit landwirtschaftlichen Geräten beladen. Solche Sittiche leisteten damals den Menschen Gesellschaft und standen unter besonderem Schutz.

Das Dasein in den Burgen des Mittelalters war hart, kärglich und einsam. Die Burgen entbehrten jeglichen Komforts und der nächste Nachbar war weit weg und oft nicht freundlich gesonnen. Haustiere spielten eine zentrale Rolle, insbesondere solche die ansprechbar und gelehrig waren. Im Wohnbereich hielt man sich Raben, Krähen, Elstern und Stare die gelehrig, unterhaltsam waren und die menschliche Stimme nachahmen konnten. Als im 8.Jhdt bis ins 13.Jhdt Papageien in Europa Verbreitung fanden, wurden sie, insbesondere der grüne Halsbandsittich, wie intime Familienmitglieder aufgenommen und behütet und auf Reisen mitgenommen. Sie waren sehr teuer, sodaß sich das nur wohlhabende Königshäuser, Fürstenhäuser, Kaufherren und Päpste leisten konnten. Man zeigte sie mit Stolz und baute Ihnen kostbare Käfige. Päpste unterhielten an ihrem jeweiligen Aufenthaltsort einen eigen Raum "Camera Papagalli" mit einem Pfleger in ihrem Wohnbereich. Zu bedeutenden Anlässen wurden Halsbandsittiche (und andere Tiere) an hochstehende Persönlichkeiten gerne als kostbares Geschenk überreicht.

Die Entstehung der Wappen geht in die Zeit Barbarossas zurück. Durch die weiterentwickelte Schutzbewaffnung war das Gesicht verdeckt und die Person nicht mehr zu erkennen. Der Krieger mußte nun auf dem Helm, dem Schild und der Pferdedecke gekennzeichnet werden. Zunächst als Einzelperson und später als Glied einer Familie. Nur so war es auch dem Herold möglich Gefallene zu erfassen und für ihre Bestattung oder Überführung in die Heimat zu sorgen.

In der abendländischen Symbolik ist der Sittich ein Attribut der Jungfrau Maria, der Jungfräulichkeit und der unbefleckten Empfängnis. Bildlich dargestellte Tiere wurden niemals als Tiere angesehen, sondern als Symbole in der Beziehung zwischen Mensch und Gott. Der grüne Halsbandsittich symbolisierte den Erzengel Gabriel der Maria die Verkündung überbrachte. Später tauchten Betrüger auf, die versuchten grüne Federn als Reliquie vom Erzengel Gabriel an den Mann zu bringen.

Bei Konrad von Würzburg ist in der "Goldenen Schmiede" um 1275, dem meistgelesenen Werk des Mittelalters, seinem Marienlob von Tausend Reimpaaren auch der grüne Sittich beigesellt. Dort heißt es: "So wie der grüne Sittich vom Regen und vom Tau nicht naß würde, so würde auch die Gottesmutter Maria vom unkeuschen Fluß nicht benäßt."

Der grüne Sittich wird schon früh auf Priestergewändern abgebildet. So auf einem liturgischen Gewand aus dem Jahre 1295. Von Karl dem Großen wird berichtet, daß ihm ein Adliger 799 einen Sittich als Geschenk mitbrachte. Und auf unzähligen religiösen und weltlichen Abbildungen sind über Jahrhunderte immer grüne Sittiche mit abgebildet. Der grüne Sittich ist im religiösen Bereich ein Attribut der Jungfrau Maria und im weltlichen Bereich ein Symbol für Reinheit, Sittlichkeit und Wohlhabenheit. Die Farbe grün stand im Mittelalter für Wachstum, Neugeburt, Höchste Erkenntnis und Auserwähltheit und die Farbe Gold (Hintergrund) für Geistesfeuer,  Glaube und Auferstehung.

So war und ist der grüne Sittich eine Art Wert- und Wahrzeichen über viele Generationen. Möge es noch lange so bleiben.

* * *

Prof. Otto Hupp (1859 - 1949).  

Das oben abgebildete Wappen
wurde gestaltet von

 

Prof. Otto Hupp

* 1859 Düsseldorf
† 1949 Schleißheim

 

und veröffentlicht im
Münchner Kalender 1915.

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