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Hans Eduard von Berlepsch-Valendàs (1849 - 1921)

Jugendstil-Architekt, Maler und Kunstgewerbler.
Wegbereiter des Jugendstils in München und Zürich.
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Folgender Text ist ein Auszug aus "Deutsche Kunst und Dekoration" II.Jahrg. Heft 1, Oktober 1898, Sonderausgabe und aus einem Vortrag (1979) seines Enkels Dr.Klaus von Berlepsch-Valendàs, Riehen/ Schweiz.

Hans Eduard von Berlepsch, am 31.12.1849 in St.Gallen/ Schweiz geboren, hat sich um die Kunst im Gewerbe ganz besonders verdient gemacht. Plötzlich ist eine große Bewegung in Fluss gekommen. Künstler standen fertig auf dem Plane, Verleger und Unternehmer griffen mit starker Kraft ein, auch das Publikum schien vorbereitet und aufnahmefähig, - nur eines fehlte: die Anfänge und die erste Entwicklung der jungen Pflanze.

Zu den Männern, die Bresche schlugen und sich an die Spitze stellten, gehört Hans Eduard von Berlepsch. Er hat keramische Versuche und Arbeiten in edlen Metallen, auch Möbel gemacht zu einer Zeit, als alle Welt noch an der Staffelei allein der "wahren Kunst" pflegte. So wie er jetzt auftritt, fühlt man ihm an, dass er das Feld am weitesten übersieht und alle technischen und praktischen Voraussetzungen, die für das neue Handwerk nun einmal unerlässlich sind und den meisten noch sauren Schweiß kosten, schon längst beherrscht. Wie alle, die etwas eigenes zu sagen haben, ist er ganz besondere Pfade gewandelt.

Im elterlichen Hause in Zürich hörte er fasziniert den dort verkehrenden Künstlern zu, die die Phantasie des 10-jährigen anregten, von Riesen, Zwergen und allen möglichem Geistervolke, das da droben in den Schweizer Bergen in den Schrofen hause, Gold und Edelsteine hüte und Gemsmilch tränken.

Vom botanisierenden Vater lernte er auf vielen Wanderungen durch die Berge die Natur zu beobachten und zu erkennen. Er wuchs fast wie ein Landkind auf. Die sorgsame Naturbeobachtung durchzieht später sein ganzes künstlerische Schaffen.

Den Schulunterricht am Gymnasium in Zürich empfand er wie alle phantasiebegabten Köpfe als geistigen Zwang. Er verließ die humanistische Bildungsstätte mit einem gewissen Maß grammatischer Kenntnisse. Eins aber hatte man ihm gründlich ausgetrieben, das Beste: die Freude und Begeisterungsfähigkeit für die alte Welt. Erst Gottfried Semper, der sein Lehrer an der Bauschule des Polytechnikums in Zürich wurde, gab ihm das Verlorene wieder, obendrein aber alle Grundanschauungen für weitere künstlerische Selbsterziehung.

Es folgten Lehr- und Wanderjahre bis nach Italien, in denen er zeitgenössische Künstler studierte und zu verstehen lernte. Dabei wurde im klar, dass gute handwerkliche Kenntnisse und Fähigkeiten unabdingbar sind. Er entschloß sich deshalb, erst als Zimmermann dann als Maurer mit Axt und Kelle in der Hand kennen zu lernen, was "bauen" heißt. Im Winter zwischenhinein hörte dann wieder Kollegien und beschäftigte sich mit archäologischen und historischen Studien. Er wurde ein Mann den man alles fragen kann. Er ist ebenso sicher und gewandt als Mann der Feder, wie auch als schaffender Künstler.

1872 drängte ihn sein Vater das elterliche Haus zu verlassen und in die Selbstständigkeit zu gehen. In Frankfurt a.M. war er zuerst am Staedel'schen Museum, dann bei Linnemann, endlich an der damals florierenden Frankfurter Baubank engagiert. Dort lernte er im Getriebe des Geschäfts den schnell wechselnden täglichen Zufallsforderungen gerecht zu werden kennen. 1875 zog er in München voller Hoffnungen in die Akademie ein, mußte aber bald erkennen, daß künstlerische Massenerziehung, geistige Bevormundung und fehlende Materiallehre ihn nicht weiterbrachten.

Hans Eduard war zutiefst davon durchdrungen, daß nur wenn Form und Zweck  sich deckten, ein Organismus entstehen könne. Und jedes Kunstwerk ist darin dem natürlich gewachsenen Gebilde gleich: es muß logisch, gesetzmäßig sein. vor allem empörte er sich gegen eine Erfindung der Dekorationskunst. Als ob ein willkürlicher Schnörkel je eine künstlerische Bedeutung haben könne!

Kurz entschlossen willigt er in das Angebot des Schlachten-Malers Kotzebue ein und begleitet ihn nach den Schlachtfeldern Bulgariens. Dann ist er wieder in Italien, Spanien oder Dalmatien. Er zeichnet, malt, schreibt oder hämmert an köstlichen Schmucksachen, als wäre er zeitlebens ein Goldschmied gewesen. 1885 hatte er auf der Metallausstellung in Nürnberg Gelegenheit als Protokollführer der Jurysektion für unedle Metalle und Legierungen vorzügliche japanische Arbeiten bekannt zu werden. Diese Einsichten eröffneten ihm den Zugang zur Dekorativen Kunst und führte ihn zum Höhepunkt seines Schaffens und seines Erfolges als Exponent des Jugendstils um die Jahrhundertwende. In diese Zeit fällt auch seine Hochzeit und Gründung seiner Familie.

1898 wurde Hans Eduard von Berlepsch in der Ausstellung "Moderne Zimmer und Kleinkunst" im Münchner Königlichen Glaspalast einen eigenen großen Raum zur Verfügung gestellt, den er in 2 Gemächer aufteilte, die er komplett gestaltete, einrichtete und zahlreiche seiner kreierten Gegenstände wie Möbel, Teppiche, Wandbespannungen, Glasfenster, Gemälde, Zeichnungen und kunstgewerblich gestaltete Gebrauchsgegenstände sowie Schmuckstücke zeigte. Seine Arbeiten fanden höchste Anerkennung und machten ihn international bekannt.

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1898

Hans Eduard von Berlepsch-Valendas 1898

Hans Eduard von Berlepsch-Valendas 1877

1877

Hans Eduard von Berlepsch-Valendàs

Es folgten Aufträge für die Gestaltung von Villen, öffentlichen Gebäuden, Fabriken, Eisenbahnwagen, Schiffen und Bebauungsplänen. Die von ihm ausgestaltete "Villa Tobler" in Zürich ist heute im Besitz der Stadt Zürich und wird nicht mehr gepflegt.

1902 nahm Hans Eduard von Berlepsch den Beinamen "Valendàs" an, im Gedenken an den Ort in der Schweiz der seine Eltern nach der Flucht 1848 aus Erfurt aufnahm und um Verwechslungen mit anderen bekannten Mitgliedern der Familie von Berlepsch zu vermeiden.

In München-Planegg betrieb er eine eigene Schule für "Malerei und Dekorative Kunst" als Teil des großen Landsitzes, den Hans Eduard mit seiner Familie bewohnte. Ab etwa 1905 gerät Hans Eduard von Berlepsch-Valendàs in den Bann der englischen Gartenstadtbewegung und wendet sich der Gestaltung von Kleinwohnhäusern für Arbeiter zu. 

Bilder seiner Werke    finden Sie auf der nächsten Seite.

Ein weiteres Thema das Hans Eduard von Berlepsch-Valendàs zutiefst bedruckte, ist die Unfähigkeit des Christentums, glaubwürdig zu sein. 

Hans Eduard von Berlepsch-Valendàs starb am 17.August 1921 in München-Planegg nach einem reich erfüllten und hoch angesehenen Leben.

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Eine ausführliche Beschreibung seine Lebens und seines Schaffens finden Sie in dem Buch "Hans Eduard von Berlepsch-Valendàs, Wegbereiter des Jugendstils in München und Zürich", Christina Melk-Harn, Zürcher Denkmalpflege,1993, 320 Seiten DIN A4.

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Eine sehr gute und ausführliche Veröffentlichung über seinen ältesten Sohn Hans Hermann, die wir mit der freundlichen Genehmigung des Verfassers hier wie wiedergeben dürfen, ist veröffentlicht unter  "Hans von Berlepsch-Valendàs, 25.12.1890 - 18.3.1938 - eine Spurensuche -", Reichwein-Forum (Berlin), 19.2013, S. 23-40 (ISSN 1612-7323).


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