Erläuterung der Wappenteile

zur Eingangsseite (home)

zum Inhaltsverzeichns "Personen"

Hartmann von Berlepsch  (1601 - 1671)

zuweilen auch Hartmuth genannt wurde 1601 zu Kranichfeld geboren. Mit 9 Jahren war er Vollwaise und hatte keine Geschwister. Sein Oheim und Vormund Kraft von Bodenhausen nahm ihn zu sich und sorgte für seine Erziehung.

Aus seiner von ihm verfaßten Biographie entnehmen wir, daß er in Wittenberg und Jena Jura studierte, am 3. Januar 1620  Kursächsischer Kürassier und dann "Haryabusier" Reiter wurde und 1622 an den Mainzer Hof als Hofjunker kam. Ab 1623 bereiste er gründlich Frankreich, um sich zu bilden, ging mit der Prinzessin Henriette Marie, Tochter Königs Heinrich IV., 1625 nach England als diese sich mit König Karl I. von England vermälte. Nachdem er auch England gründlich bereist hatte wendete er sich den Niederlanden zu und trat hier in die (militärischen) Dienste des Grafen Ernst von Mansfeld ein. Als dieser jedoch 1626 plötzlich starb ging Hartmann zurück auf seinen Besitz in Seebach. Da es ihm da jedoch zu ruhig und zudem die Pest ausgebrochen war nahm er schon wenige Tage später wieder Dienste auf und zwar im Tillyschen Heere, nahm teil an der Belagerung und Einnahme von Göttingen, zog mit vor Nordheim und in die Schlacht bei Lutter am Barenberge. 1628 war er wieder in Seebach und unterhielt eine eigene Kursächsische Salvegarde mit ca. 70 Reitern und Pferden.

Am 18.August 1628 heiratete er zum ersten Mal. Seine junge Frau starb jedoch nach einem Jahr und 6 Wochen. 1629 wurde er bei der Landgräfin in Darmstadt Kammerjunker. 1630 übernahm er als Rittmeister eine Kompanie Wallenischer Kürassier-Reiter unter dem kaiserlichen Obersten Herzog Franz Albrecht von Sachsen-Lauenburg und zog mit demselben nach Oberitalien und focht gegen die Franzosen. 1631 finden wir Hartmann in der Schlacht bei Leipzig. Nach der Schlacht nahm er schwedische Dienste an als Rittmeister von 100 deutschen Reitern unter dem Obersten von Islar. In dieser Zeit vermählte er sich das zweite Mal. Am 6.November 1632 nahm er teil auf dem Blutgefilde von Lützen wo sein Pferd stürzte und er sich ein Bein unter dem Knie brach, dessen Heilung ihn zurück nach Seebach zwang. Er blieb jedoch in schwedischen Diensten bis Kursachsen sich 1635 gegen Schweden erklärte und nun seine Lehnspflichten in zwangen dem schwedischen Kriegsdienst zu entsagen.

1636 erregte der Stadtlieutnant von Mühlhausen seinen Zorn, worauf dieser ihm auswich. Am 3.August spürte er ihn bei abendlicher Dunkelheit schließlich außerhalb der Stadt auf und setzte ihm mit zweien seiner Leute zu Pferde nach. Als sie den Lieutnant eingeholt hatten schossen sie mit Pistolen nach ihm. Hartmann traf ihn tödlich, was aber ein Bauer beobachtet hatte und ihn anzeigte. Hartmann wurde 1643 vom Stadtgericht Mühlhausen verurteilt und willigte ein zur Strafe die Frau und die beiden Kinder des Lieutnants 8 Jahre lang mit Geld und Naturalien zu versorgen und der Marienkirche zu Mühlhausen zur Sühne Gottes 100 Gulden zu zahlen.

1640 wurde ihm seine zweite Frau durch den Tod entrissen und bald danach stürzte er mit dem Pferd und brach sich den rechten Arm drei Mal. Am 7.Dezember 1645 ging er seine dritte Ehe ein. Von nun an gab Hermann sein unruhiges Kriegsleben gänzlich auf und widmete sich ernstlich der Verwaltung seiner Güter, welche durch den Krieg schwer gelitten hatten und teilweise sogar ganz verwüstet waren. Seine Frau übte einen sehr starken Einfluß auf ihn aus und sie verstand es auch ihrer Familie ständige Unterstützung aus Hartmanns Vermögen zukommen zu lassen. 1656 schrieb er seinen letzten Willen und setzte darin seine Frau zur Allodialerbin ein, die jedoch 1670 starb. 1671 verfasste er, inzwischen altersschwach und erblindet, einen neuen letzten Willen in dem er hauptsächlich die Familien seiner zweiten und seiner dritten Frau bedachte.

Der unruhige Mann wurde, nachdem er zu einer häuslichen Ruhe gelangt, sogar noch Schriftsteller und verfaßte das  Werk "Schmuckkammer aller ehrliebenden jungen Rittersleute, so da begehren ehrlich zu leben und selig zu sterben." (6 Bände, gedruckt zu Mühlhausen 1657).
(eine Enzyklopädie damaligen Wissens und Erfahrungen.)

Danach nahm ihn Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar ihn in die "Fruchtbringende Gesellschaft (Palmenorden)" auf, in der er den Namen "Der Gebrauchte" erhielt.

Er kannte unzählige Zeitgenossen und pflegte die Verbindung mit ihnen, wie auch stets mit dem Hofe zu Kassel. Hatte er zum Beispiel besonderes Jagdglück sandte er das erlegte Stück dem jungen Landgrafen Wilhelm, der ihm dagegen ein Fohlen aus dem fürstlichen Gestüt verehrte.

Als Hartmanns Schwager Eberhard von Berlepsch aus der Linie Welsbach, Bruder seiner ersten Frau, 1639 starb übernahm er nicht nur die Vormundschaft für dessen ältesten Sohn, sondern sorgte auch wie ein Vater für ihn, nahm ihn in sein Haus auf, leitete seine Erziehung, besserte seine heruntergekommenen Vermögenszustände und sein ferneres Fortkommen.

1662 wurde Hartmann nach dem Tode von Sittich aus dem Hause Eichenzell der 20.Erbkämmerer von Hessen.

Hartmann (kinderlos) war ein ungewöhnlicher Mann. In seinen besten Jahren nahm er als Offizier an vielen Schlachten teil. Weit gereist sah und erlebte er vieles das ihn prägte. Er war ein Mann der Tat und rasch im Handeln. Er hatte einen ausgeprägten Sinn für Soziales und Ordnung, er war geachtet und immer hilfreich gegen jedermann. Er war aber auch unerbittlich. Er war bekannt dafür sich immer durchzusetzen, gegebenenfalls auch mit sehr robusten Mitteln.

Seine Bauern waren zufrieden mit ihm. Wurde es unsicher in der Umgegend, dann wehrte er selbst die umherschweifenden Plünderer ab oder nahm die Bauern und ihre Habe in sein festes Schloß mit Wassergraben auf. War er abwesend, dann hatte sein Aftervasalle Koch dafür zu sorgen.

Am 9.Juni 1671 starb Hartmann. Er hatte in seinem Testament detailliert festgelegt wie er beigesetzt werden wollte, aber seine Erben hielten sich nicht daran und ließen den Sarg mit seinen Leichnam 9 Monate lang im Schloß stehen bis sie ihn nach behördlicher und kirchlicher Beschwerde bei Johann Georg von Sachsen und Wettern des Pfarrers von der Kanzel endlich am 7.März 1672 in der Gruft beisetzen ließen.

In der Seebacher Kirche wurde in einer erhöhten Nische neben dem Altar ein steinernes Epitaph errichtet auf dem er zwischen seinen ersten beiden knienden Frauen in Lebengröße stand. Seine Statue wurde später, wie man sagt aus Absicht, heruntergeworfen und dabei zertrümmert. Die Statuen der beiden knienden Frauen sind bis heute erhalten.

Nach Hartmanns Tode folgte eine lange Kette an Auseinandersetzungen um den Besitz, bis endlich Teile von ihm nach Jahren wieder in der Hand der  Familie von Berlepsch waren.

eine Seite zurück